Gestatten, Sinah. 23 Jahre. Mit 5 eingeschult worden. 5 Jahre Handelsakademie. Ein Jahr beim Wirtschaftsstudium in Salzburg verschissen. 3 Jahre Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaft, dieses Mal richtig. 2 Jahre währenddessen Vollzeit gearbeitet, meistens Praktika.
Jeden Sommer Ferialjobs. Meistens mehrere. Einigermaßen gutes Leben gehabt, viele tolle Menschen kennengelernt, immer mit Elan bei der Sache („Ganz oder gar nicht!“), immer motiviert. Jetzt stehe ich am Ende meines Studiums und frage mich, was das eigentlich alles soll. Familienbeihilfe gibt’s demnächst nicht mehr, weil mit Anfang 23 ist schließlich jeder normale Mensch mit dem Studium fertig, oder nicht. Naja, da hab ich dann wohl zu lange herumgetrödelt, hätte vielleicht doch ins Gymi weitergehen sollen, vielleicht doch nicht Wirtschaft in Salzburg oder halt durchziehen (aber da waren einfach zu viele Louis Vuitton-Taschen – und die waren ÜBERALL!), dann wäre ich jetzt mit 21 fertig, dann würd sich das mit dem Master und der Familienbeihilfe ausgehen, dann könnt‘ ich mit 23 anfangen, mich selbst zu erhalten, hätte überhaupt keine Probleme mehr, außer vielleicht bisserl Burn Out mit Anfang 30 aber das ist ja sowieso eine Krankheit, die nur Pussies haben und eingebildet dazu.
Wenn ich mit meiner Mama darüber rede (die während dem Studium gearbeitet und mich großgezogen hat – Bussi an dieser Stelle), schüttelt sie immer nur ungläubig den Kopf, schaut mich mitleidig an, sagt mir, dass alles gut wird. Tolle Mama eben. Aber ich mach‘ mir trotzdem Sorgen. Weil ich leider sehen muss, dass ausgelernte FrisörInnen mehr verdienen als manche Uni-AbsolventInnen mit Berufserfahrung. Und ich will da gar keine Berufe verunglimpfen, aber ich denke schon, dass Lernen eine ziemlich anstrengende Sache ist. Und dass ein Studium viel Geld kostet. Sehr, sehr viel Geld. Und nein, ich glaube, die „wirtschaftliche Gesamtsituation“ hat damit wenig zu tun. Auch meine Studienwahl nicht. Da breche ich auch die Lanze für ein oftmals unterschätztes Studium, weil’s ein tolles Studium ist und das auch trotz der zahllosen Suderanten, die oft nur in der Bib sitzen, um Insta-Fotos mit ihren STEOP-Büchern zu machen (nobody cares about you, „studying“). Aber gut, aller Anfang ist schwer. Nur… so sehr am Anfang steh‘ ich eigentlich gar nicht mehr.
Was mich jetzt im Nachhinein betrachtet aufregt, sind all die Unternehmen, die Leute Vollzeit für ein Arschloch-Drecks-Praktikumsgehalt arbeiten lassen und dann noch erwarten, dass man schön lächelt und Danke sagt. Ja, danke für nichts nämlich. Ein ORF, ein Standard – Unternehmen, die es sich sicherlich mehr als leisten können und auch noch darüber berichten, wie schlimm die Ausbeutung durch Praktika ist – zahlen um die 700 Euro für 40 Stunden. Und ich möchte aus Erfahrung sagen, dass das – bei den Medienpraktika – im Vergleich nicht wenig ist. Man lasse der Fantasie freien Lauf.
Es tut mir in der Seele weh wenn immer alles so lange Scheiße laufen muss, bis es wieder einmal richtig knallt. Praktika sind nämlich eigentlich eine tolle Erfahrung. Und ich würde es auch jedem empfehlen, sich den Traumjob einfach mal 3-6 Monate anzuschauen. Aber eben weil es nur 3-6 Monate sind sollte doch eine faire Bezahlung möglich sein. Von dem ein oder anderen Unternehmen würde ich nämlich schon ganz gerne wissen, warum meine Arbeit jetzt weniger wert war (ja, weiß schon, das ist sehr melodramatisch ausgedrückt – monetär gesehen ist es aber einfach eine Tatsache) als die der anderen. Und ich weiß auch nicht, inwiefern die Ausrede „Das Geld ist einfach nicht da“ zählt. Das lasse ich mir noch von Kleinunternehmen sagen, aber die größten Medienunternehmen des Landes? Wirklich, ihr habt alle kein Geld? Aber wer hat dieses Geld denn nun jetzt eigentlich?! Gruner + Jahr? Oder die Russen? Oder hat’s der Karl-Heinz versteckt? Also irgendwer hat’s bestimmt, da bin ich mir sicher.
„Ja, aber dafür hat man doch Eltern!“, das höre ich ganz oft. Ja, wofür hat man denn Eltern? Dafür, dass sie einen großziehen und nicht verrecken lassen, bevor man Verantwortung für das eigene Überleben tragen kann, meiner Meinung nach. Alles andere ist Bonus – und wer solche Eltern hat, hat echt Glück. Dieses Glück habe ich auch, Gott/Allah/Charlie sei Dank. Bin mir aber sicher, dass es nicht jeder Familie möglich ist, dem Kind ein Studium und Kenntniserwerb in Form von Gratisjobs zu finanzieren. Aber das mit den Praktika läuft so, wie’s eben mit allem läuft, das mehr oder weniger gratis ist – es ist nichts wert.
Arbeit zu Dumpingpreisen und alle machen mit: Erstens weil man wirklich Panik hat, keinen Job zu finden, wenn man es nicht tut und Zweitens weil man ja auch „irgendwas Cooles mit Medien“ machen will. Ich sag euch, so lustig ist das eigentlich gar nicht, wenn man 50-60 Stunden die Woche in Arbeit und Ausbildung investiert und sich dann mit 23 eingestehen muss, dass man eigentlich doch ganz gern ein bisschen mehr Zeit, ein bisschen mehr Luft gehabt hätte um sich überhaupt mal zu sortieren und zu checken, was man da eigentlich lernt. Eigentlich hatte ich mir das alles auch ganz anders vorgestellt. Strebernd bis Schluss in der Bib zu sitzen, das kam mir fast romantisch vor. In der Praxis kann ich es an einer Hand abzählen, wie oft ich in der Bib war. Das Schlimme ist, ich kann nicht mal sagen, dass ich es jetzt anders machen würde. Weil auch ich einer dieser Schisser bin, die sich nichts sagen trauen, wenn‘s um so ein heikles Thema wie Praktika und Kohle geht. Ich nicke da meistens und sage, mich äußerlich freuend: „Ja, 400 Euro sind super! Vielen, vielen Dank!!“. Großer Fehler, der auf meine Kosten geht und eigentlich auf Kosten aller jungen Menschen. Es gibt zwei Gründe, warum ich dann doch immer wieder solche Stellen angenommen habe: Erstens liebe ich es, zu arbeiten. Ja, wirklich. Da hat man weniger Zeit für Bullshit und dumme Jungs und mehr Zeit, um an den eigenen skills zu arbeiten (oder das, was unser Wirtschaftssystem eben als „skill“ bezeichnet) und herauszufinden, was einem taugt. Und Zweitens hatte ich wirklich immer Glück mit den KollegInnen und eine echt gute Zeit. Aber das rechtfertigt noch immer keine beschissene Bezahlung. Sorry, das musste jetzt einfach mal gesagt werden.
Ich hab’s jedenfalls verstanden: Junge Menschen sind kein Kanonenfutter. Sie sind motiviert, nicht vorbelastet, voller Erwartungen und ihr, die ihr da seit 1996 in eure ledernen Chefsesseln furzt und von großen Visionen, Teamgeist und Delegation redet und mit Wissen von eurem Wirtschaftsstudium aus den 70ern prahlt, ruiniert unsere Erwartungen an das Arbeitsleben. Wir sind nicht geldgeil, was vielleicht unser größter Nachteil ist. Wir wollen nur gute Arbeit leisten und uns dafür gelegentlich selber belohnen können, ohne dass uns beim Blick auf unser Konto schlecht wird. Oder uns halt irgendwie die Wohnung selber zahlen können. Ein Universitätsstudium ist nämlich kein kostenloses Extra, dass es oben drauf gibt. Zu Berufserfahrung, keinem Privatleben und absoluter Selbstaufgabe. FYI – Das volle Paket gibt’s nämlich erst ab 1000 Brutto.
Liebe Sinah,
Wieviel würde ich dafür geben, auch nur eine kleine Aufwandsentschädigung für die Praktika zu bekommen, welche ich vom Studium aus machen muss. Wir bekommen garnichts, außer das Essen-Kantinenessen- und das ist auch nicht obligat. Wir erledigen die Arbeit der Ärzte, die sie selbst nicht machen wollen und das mit Freude und sofort, schließlich wollen wir ja was lernen. Das verdiente Geld ist eine Form der Wertschätzung und zeichnet einen nicht zwingend als „geldgierig“ aus. Was ich damit sagen wollte, ich würde mich rießig auch über 100€ freuen
Ich wollte 2009 einen Dokumentarfilm mit dem Thema „Ausgenützt – Arbeit ohne Wert“ realisieren – bin vom ÖFI abgelehnt worden, da mir nahe gelegt wurde, ich soll mir eine Produktionsfirma mit Namen suchen, aber keinen hat es interessiert, da jeder seine Praktikanten selbst ausgenützt hat…- sehr traurig…
Danke für den Artikel! 🙂 Ich verstehe auch nicht, warum man einfach Praktikanten nicht ordentlich bezahlen will. Also so, dass sie sich ein WG-Zimmer und Essen leisten können. Habe da auch mal was dazu geschrieben: http://presstige.org/2014/12/studenten-unbezahlte-praktika/
Die Situation ist leicht deprimierend, ich bin jetzt im Medienmaster und ehrlich gesagt, habe ich jetzt schon nicht so Lust auf diese ganze Ausbeute-Maschinerie 😦
Liebe Sinah,
eine Freundin von mir hat mir Deinen Artikel geschickt: „Lies den mal. Das interessiert Dich bestimmt.“.
Wüsste ich es nicht besser, so könnte man fast denken, ich hätte den Artikel geschrieben:
23 Jahre alt. Seit drei Jahren Studentin der Publizistik und Kommunikationswissenschaft. Acht Praktika in den letzten Jahren. Hoppla. Es waren doch neun. Bei so einer Zahl kann man sich schon mal verzählen, das kann mir niemand übel nehmen. Zusätzlich dazu zwei Werkstudentenjobs. Ich habe alles ausprobiert: Fernsehen, Theater, Printmedien, Filmbranche, Radio. Sich immer während des Studiums auspowern, sich keine Pause gönnen. In den Semesterferien nicht wie die anderen verreisen, sondern Praktika machen, Erfahrungen sammeln, in Berufe reinschnuppern. Und irgendwann kommt man dann an den Punkt in seinem Leben, an dem man sich fragt: Wofür das eigentlich? Und habe ich mein Studium eigentlich überhaupt genossen? Klar machen die Praktika Spaß. Aber habe ich überhaupt richtig studiert? Oder bin ich nicht seit drei Jahren eigentlich berufstätig? Es hat fast schon etwas Inflationäres an sich. Diese Praktika. Denn es lässt sich feststellen: Die Motivation sinkt von Praktika zu Praktika. Die Bereitschaft an die Grenzen zu gehen. Nicht förderlich sind dann Kommentare wie: „Wenn Sie hier zwei Jahre als Werkstudent gearbeitet haben, dann müssen Sie auf jeden Fall hier gehen. Keine Chance jemals wieder zurückzukommen. Da müssten wir Ihnen ja sonst einen unbefristeten Vertrag geben.“ (Ich spreche hier übrigens nicht von einem kleinen Popel-Radiosender in der Provinz sondern von einem der größten Fernsehsender Deutschlands)
Was ich Dir sagen möchte, Du bist nicht allein, liebe Sinah. Aber wenn Du mal in Berlin bist, dann melde Dich mal… Wir gehen dann mal einen Kaffee trinken 😉
Liebe Grüße
Franci
Hey Franci! Wollen wir uns auf Facebook befreunden? Lg!
Soviel zum Thema Mindestlohn… Danke für deinen Artikel! Ich war auch eine der geknebelten Studenten und beim Lesen kam die damals empfundene Ungerechtigkeit und Wut wieder in mir hoch. Habe Design studiert und das Studium aus eigener Tasche finanziert. Meine Eltern konnte und wollte ich nicht belasten. Bafög stand mir auch nicht zu. (Das Bafögamt fragt zwar das Einkommen der Eltern ab, jedoch nicht die Schulden…) Zu meinem zweiten Semester wurde dann auch noch zu allem Übel die Studiengebühr eingeführt. Es gab Tage, da war ich am verzweifeln.
Erstes Praktikum glückliche 700 Euro/Monat ohne Anspruch auf Urlaubstage und im schönen (teuren) München.
Zweites Praktikum 250 Euro/Monat aber ich wollte es machen weil mir das Büro gefallen hat. Also habe ich nebenbei gekellnert.
Ich kenne auch Studenten, die weniger bis gar nichts bekommen haben.
Ich habe mir damals geschworen, dass ich nie mehr für Leute arbeite, die sich meine Arbeit nicht „leisten können“. Ich wollte auch nie zu den Büros gehören, die sich ihre Praktikanten nicht „leisten können“. Bevor ich den Marktpreis für mich – und damit für alle anderen Designbüros – drücke stecke ich meine Zeit lieber in Hilfsprojekte – das tut wenigstens meiner Seele gut, wenn schon nicht dem Geldbeutel. Es funktioniert. Liebe Sinah, nimm deine Wut mit und beginne deine Welt zu ändern. Leicht ist es nicht, aber es macht unfassbar glücklich und zufrieden!
Also, ich habe mir nun deinen Beitrag und auch ein paar der letzten Kommentare durch gelesen. Kurz zu mir selbst, ich bin 21 Jahre jung, habe eine HTL für Informationstechnologie abgeschlossen und befinde mich zurzeit im ersten Semester meines Wirtschaftsinformatik Studiums.
Desweiteren sei gesagt das ich aus Österreich komme und ich deswegen mit den oben genannten 500-800€ aus eigener Erfahrung nichts anfangen kann. Bis auf eine Ausnahme, habe ich bis jetzt in den zwei Unternehmen in denen ich arbeiten durfte den Mindestlohn laut Kollektivvertrag erhalten. Das waren so ca. um die 1000€ Netto, was für mich als Schüler bzw. Student durchaus eine hohe Summe ist. An meiner Arbeit in den beiden Unternehmen wo ich meinen Mindestlohn bekam gemessen, würde ich durchaus behaupten fair bezahlt worden zu sein. Wie Herr Mueller bereits oben erwähnte, waren es zum Großteil 0815 Aufgaben bei denen die Welt nicht untergeht sollte etwas schief gehen.
Im letzten Jahr bekam ich dann die Chance, in einem Unternehmen bei der Einführung von SAP mit zu wirken (ich persönlich bin sehr interessiert an der Arbeit mit ERP – Systemen), wo ich großteils für die Datenaufbereitung und Datenpflege zuständig war. Dort bekam ich durchaus mehr Verantwortung und die Arbeit selbst war auch für das Unternehmen um einiges heikler, da in diesem Bereich einiges schief gehen kann. Jedoch wurde ich auch meiner Verantwortung dementsprechend bezahlt und kam durchaus dem normalen Bruttolohn eines HTL Absolventen sehr nahe.
Was will ich nun damit ausdrücken? Zu aller erst, grundsätzlich denke ich, dass jemand nach der Verantwortung im Unternehmen bezahlt werden sollte. Aufgaben die nicht so großen Einfluss haben, werden daher natürlich nicht so gut bezahlt, wie wichtigere und das finde ich völlig in Ordnung. Auf der anderen Seite denke ich, dass Schülern und Studenten der Mindestlohn laut Kollektivvertrag zusteht, außer natürlich es handelt sich wirklich mehr um ein „hinein Schnuppern“ in das Unternehmen als das arbeiten selbst dort.
Ich selbst würde auch sagen, dass es ein Unternehmen, bei dem ein Praktikant länger als ein Monat bleibt, durchaus auch so gestalten kann, dass es am Anfang die 500-800€ zahlt und bei guter Arbeit, sowie positivem Feedback von Mitarbeitern und Zuständigem eine „Gehaltserhöhung“ gibt.
Was ist die Arbeit eines Praktikanten wert?
Ich habe in 20 Jahren bei verschiedenen Industrieunternehmen dutzende Praktikanten betreut und glaube das sie stehts fair behandelt und bezahlt wurden.
Warum? Weil sich ein Unternehmen das sich im Wettbewerb behaupten muss keine entscheidenden oder kritischen Projekte an Praktikanten vergibt. Prakties sollen lernen und Fehler machen dürfen, ihre Stärken und Schwächen erkennen und an ihrem Verhalten in der Berufswelt feilen. Praktikanten sind für das Unternehmen ein Fenster in die Zukunft, sie bringen frischen Input und andere Sichtweisen, neue Methoden und eine Unbekümmertheit mit die die Angestellten inspiriert.
Ein Praktikum ist hauptsächlich ein langes Kennenlernen für beide Seiten, passt die Person zum Unternehmen und passt mir als Prakti die Unternehmenskultur und die Bedingungen?
Klar vergibt man Arbeiten an Prakties die „wichtig“ oder „dringend“ sind, aber wer sich auf den Output eines Praktikanten verlässt ist fahrlässig und naiv.
Ich habe die Arbeiten immer so geplant, dass falls es schief läuft ein Mitarbeiter das auffängt und so bearbeitet das Termine, Umfang und Qualität passen.
Genauso verhält es sich mit Bachelor oder Masterarbeiten die im „Unternehmensauftrag“angefertigt werden. Es ist gut und wünschenswert wenn die Arbeiten Verwendung finden aber nicht kriegsentscheidend und meiner Erfahrung nach auch seltenst der Fall.
Also Ansprüche an die Realität anpassen und das Ganze wie es gedacht ist, nämlich als Praxissemester nehmen. In der Uni wird man auch nicht für Hausarbeiten bezahlt.
Die EInführung des Mindestlohns in D macht es in der Tat schwer Praktikanten einzustellen und stellt aus meiner Sicht einen Rückschritt dar. Für das Gehalt muss ich mich auf den Output und die Qualität verlassen können. Die Ausbildung der meisten Prakties gibt das in der Regel nicht her, sorry.
Wenn Absolventen und Arbeitgeber das Praktikum als Job missbrauchen ist die Kritik der schlechten Bezahlung gerechtfertigt, hat aber nix mehr mit der Berufsausbildung zu tun.
Hey mueller – danke für deinen Beitrag zur Diskussion! Du beschreibst hier sehr schön die andere Seite der Medaille. Als Unternehmen muss ich mich auf meine MitarbeiterInnen verlassen können und ihren Output überprüfen, wenn nötig korrigieren. Mit dem letzten Satz „Wenn Absolventen und Arbeitgeber das Praktikum als Job missbrauchen ist die Kritik der schlechten Bezahlung gerechtfertigt, hat aber nix mehr mit der Berufsausbildung zu tun.“ triffst du den Nagel auf den Kopf – in der Realität ist das nämlich durchaus nicht unüblich, wie man sieht. Das Problem mag aber auch gewissermaßen auf beiden Seiten liegen! Und da versuche ich, ein bisschen Verständnis für Praktis zu generieren. Vorteil eines Praktikums sollte sein: Du lernst, trägst wenig Verantwortung, erledigst deine Aufgaben bestmöglich und bekommst einen Einblick in das Berufsfeld. Ohne dabei übermäßig viel Qualifikation mitbringen zu müssen. Leider ist es häufig aber so, dass Praktis nach wenigen Wochen gut eingeschult sind – das hängt natürlich auch von der Person und ihrer Motivation ab, ganz klar! Aber es ist ein Teufelskreis, wenn PraktikantInnen durch gute Arbeit und Ehrgeiz auffallen wollen, sich deshalb besonders bemühen und dafür eigentlich nur draufzahlen – vielen Unternehmen ist das glaub ich auch bewusst, weshalb sie häufig auf PraktikantInnen bauen. Und wenn ich darauf baue, dass ich eh alle drei Monate wieder aufs Neue Leute „verpulvern“ kann, dann ist das Ausbeutung. Vermutlich gehen dann einfach auch die Vorstellungen von einem Praktikum sehr weit auseinander! Vielleicht sollte man auch einfach anfangen, Praxissemester, Praktikum, Ausbildung etc. begrifflich stärker abzugrenzen. Lg!
Erstmal: willkommen im Leben und OHA es ist ja gar kein Ponyhof! Das sollte man als erstes immer im Hinterkopf behalten: jeder in der Wirtschaft kämpft für sich und keiner hat etwas zu verschenken.
Das Thema hat sich eigentlich zum großteils bereits Anfang 2015 erledigt, denn der Mindeslohn von 8,50€ gilt auch für frewillige Praktika. Ob 8,50€ nun das Traumgehalt sind oder nicht, bleibt mal dahin gestellt, zum leben sollten 1360€ brutto jedoch erst einmal reichen.
Was bleibt also ist das Thema der Pflichtpraktika. Gucken wir uns also an, wer Pflichtpraktika macht: Schüler (0 praktische Erfahrung), Abiturienten VOR dem Studium (0 praktische Erfahrung), und Studenten in den ersten 6 Semestern (meistens auch 0 praktische Erfahrung). Pflichtpraktika sind Teil des Studiums ALSO TEIL EINER AUSBILDUNG. Für eine Ausbildung/Studium bekommt man jedoch in der Regel kein Geld. In vielen anderen Ländern muss man sogar sehr viel Geld bezahlen für ein Studium, ein bisschen Dankbarkeit wäre also hinsichtlich unserer super niedrigen Studiengebühren und Bafög durchaus angebracht. Warum meinen also Studenten, dass sie für ihre AUSBILDUNG groß entlohnt werden sollen? Ich habe das als Student nie erwartet.
Hier auch ein vergleichender Blick auf Azubis: diese arbeiten 3 Jahre lang im Betrieb (nicht maximal mal ein Semester) und erhalten in der Regel etwa 500€/Monat. Dies ist auch wenig Geld, aber es ist ja auch eine AUSBILDUNG. Hier würde ich auch höhere Löhne angemessen finden, da die Leute ja länger dort sind und tatsächlich praktische Erfahrung ansammeln.
Man schaue sich auch mal z.B. die Psychotherapeuten an: Diese müssen nach 5 Jahren Studium (Minimum) noch eine dreijährige Ausbildung zum Psychotherapeuten machen, für die sie nicht nur nicht bezahlt werden, sondern auch noch selber viel bezahlen müssen.
Man kann also festhalten, AUSBILDUNGEN WERDEN NICHT BEZAHLT. Dein Studium in Kommunikationswissenschaft stellt da keine Ausnahme dar und ist auch weiß Gott nicht die härteste Ausbildung auf dem Markt.
Schauen wir uns auch mal an, was Praktikenten für Unternehmen bedeuten:
Pflichtpraktika im Studium sind (in der Regel) maximal ein Semester lang. D.h. wir haben hier einen Studenten, der sich als schlauer Mensch von der Uni nach 2 Semestern womöglich schon für ganz toll hält, aber exakt 0 praktische Erfahrung aus der Berufswelt mitbringt. Dieser bleibt maximal 6 Monate (gerne weniger) in der Firma und erwartet aber viel zu lernen. D.h. ich muss einen Angestellten für ihn abstellen, der ihn betreut, einweist und die Arbeiten wiederholt, die der Student nicht hinbekommt. Nun frage ich euch, würdet ihr so jemanden einstellen wollen? Nein, und daher müssen Unternehmen keine Pflichtpraktikanten annehmen, erst recht nicht zu 8,50€ die Stunde. Weil es eben erst Leute sind, die in der AUSBILDUNG stecken.
Man beachte hier nochmal das Stichwort Ponyhof, denn Firmen die denken das Leben wäre ein Ponyhof, gibt es zumeist nicht lange am Markt.
Man sollte auch mal erwähnen, dass ein Viertel(!) der Selbstständigen (Ja, die Leute die den Mindestlohn auszahlen müssen an Ihre Angestellten, und die Praktikanten auch noch voll bezahlen sollen) WENIGER ALS DEN MINDESTLOHN verdienen. Für die gibt es nämlich keinen Geldregen vom Staat, nur weil ihre Angestellten mehr haben wollen.
Nun gibt es durchaus Schlupflöcher, wie Firmen es schaffen, dass die freiwilligen Praktikanten nicht wirklich mit 8,50€ am Ende da stehen. Nun frage ich aber: Warum zum Geier bewirbt sich jemand auf Jobs, die angeblich für seine Qualifikation so unterbezahlt sind? Wenn man tatsächlich so gut qualifiziert ist, bewirbt man sich auf einen besser bezahlten Job. Wenn es zu viele Bewerber auf eine hoch bezahlte Stelle gibt gibt, nimmt das Unternehmen eben nur die besten. So einfach ist freie Marktwirtschaft.
Und wer bereit ist sich ausbeuten zu lassen, der tut tatsächlich niemandem (außer vlt. dem Chef) einen Gefallen, egal ob man es „liebt zu arbeiten“. Denn damit macht man die Marktpreise von seiner EIGENEN Branche kaputt, und tut damit auch seinen Kollegen keinen Gefallen.
sehr geil! endlich mal eine frau der klaren worte!
Im Endeffekt wollen wir alle dasselbe. Wir wollen eines Tages frei sein. Zeitlich als auch finanziell. Nicht angewiesen an irgendwen, sondern auf uns alleine gestellt, aber ich bin mir sicher, in diesem System werden es wenige von uns erreichen. Wir haben so viel andere Möglichkeiten. Das Problem ist jedoch das unser Ego einfach zu groß ist und die meisten von uns nicht die Augen öffnen! Schreibt mir hier vielleicht kann ich euch helfen. meho.meho@gmx.net
Dieses Problem ist viel viel größer als die meisten (v.a. Politiker) wahr haben wollen: weil das Angebot gut Ausgebildeter die Nachfrage nach ihnen weit übersteigt, sinkt ganz einfach der Preis (Stichwort Preisfindungsmodell). Hier ein sehr guter Beitrag im Wirtschaftsblatt dazu: http://wirtschaftsblatt.at/home/meinung/kommentare/1560514/Der-unaufhaltsame-Abstieg-der-Generation-Praktikum
Darüber hinaus greift die Roboterisierung & Automatisierung immer schneller um sich, denn Roboter kennen keine Arbeitszeiten, keine Manager-Boni, keinen Stress und sind schlau, belastbar sowie flexibel. Die mittelfristigen Folgen für den Arbeitsmarkt sind mehr als gewaltig: die gängige Annahme, dass Digitalisierung und Automatisierung fast ausschließlich schlecht bezahlte, weniger anspruchsvolle Jobs vernichtet, lässt sich nach jüngsten Forschungen nicht mehr aufrecht erhalten. Schon in 10-20 Jahren sind auch die Arbeitsplätze von Millionen hochqualifizierter Fachkräfte, teils mit jahrelanger akademischer Ausbildung, durch immer bessere Computer und Roboter extrem gefährdet – von Technikern über Chirurgen, Pflegepersonal, Kreative, Verkäufern bis hin zu Rechtsanwälten.
Als Beispiele:
-) Nestlé setzt seit Dezember Roboter als Verkäufer in rund tausend japanischen Nescafé-Filialen ein (http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/roboter-bei-nestle-in-japan-als-verkaeufer-eingesetzt-a-1000004.html)
-) Japan ist ebenfalls führend bei der Herstellung von Pflegerobotern, die speziell auf die Bedürfnisse der zu pflegenden Person adaptiert werden können
-) Juristen-Suchprogramme erledigen die Arbeit in wenigen Minuten, für die Fachpersonal früher Tage benötigt hat
-) Supercomputer wie Watson von IBM erstellen Diagnosen binnen Sekunden, für die Ärzte 160 Stunden lang Fachliteratur lesen müssten
-) AirBnB hat 2013 mit 140 Beschäftigten mehr Übernachtungen vermittelt als die komplette Hilton-Gruppe mit 800.000 Mitarbeitern
Gewinner dieses Trends ist eine relativ kleine Schicht von Wissensarbeitern bzw. Symbolanalytikern = hoch qualifizierte, kreative und überall einsetzbare Akademiker, die neue Produkte, Herstellungsmethoden ersinnen, umsetzen und vermarkten. Für den großen „Rest“ muss sich die Politik besser früher als später etwas überlegen – was sonst passieren könnte hat IT-Unternehmensberater Karl-Heinz Land in einem Kommentar im Wirtschaftsmagazin Format auf den Punkt gebracht: „In Deutschland verkaften wir unsere momentan drei Millionen Arbeitslosen jetzt ja noch locker. Aber bei fünf beginnt das Land zu kribbeln, bei sieben brennt der Prenzlauer Berg, und bei neun, zehn Millionen Arbeitslosen stehen München, Köln und Stuttgart ebenfalls in Flammen.“
Mehr zum Thema u.a. hier http://www.zeit.de/zeit-wissen/2014/02/roboter-robotik-arbeitsmarkt sowie in in den Büchern des US-amerikanischen Soziologen Jeremy Rifkin, der diesen Trend schon 1995 in „Das Ende der Arbeit“ vorhergesagt hat.
Du bist mir sympathisch!
Ich möcht dich ermutigen, nicht aufzuhören!
Leute, die auf das hören, wo’s sie hinzieht, finden immer ihren Platz im Spielplatz des Lebens 😉
Ihren Platz im Platz – Hat sich wohl meine rhetorisch stärkste Seite durchgesetzt.
Ich werde einfach Musiker, ich singe und spiele mir mein Leiden aus dem Körper und wenn’s den Leuten gefällt muss ich mich mit sowas nicht mehr so oft rumschlagen^^
Aber trotzdem braucht man ’nen festen Job. GNARFH! Ich werd Einsiedler xD
Ich bin 18 und hab noch nichtmal wirklich ein Studium angefangen aber ich kann sagen du hast sowas von verschissen nochmal Recht! Ich muss mir ’nen Job suchen um über ein Jahr oder so Geld beiseite zu legen, damit ich eine Ausbildung in der Richtung die ich EIGENTLICH machen will überhaupt leisten KANN. Ich müsste nach Berlin ziehen und Wohnung + Gas, Wasser, Scheisse bezahlt sich nicht von BaFöG (was mir sowieso wegen dem Einkommen meiner Eltern abgelehnt wird) und Wohngeld, was erst in zig jahren kommt, weil diese beschissenen Hirntumore im Amt ihre fetten und wurstigen Wurstärsche nicht ausm Sessel bekommen. Mich kotzt unser System richtig fett an, wahrscheinlich muss ich mir ’nen Nebenjob suchen um in Berlin über die Runden zu kommen, denn an ’ner Akademie zu lernen kostet auch Geld, mit Glück bekomme ich VIELLEICHT ein Stipendium aber wenn nicht, muss ich wohl ackern und hab weniger Zeit später für die Abschlussarbeit, mach ’nen Scheiss Abschluss nur weil irgendwelche Fettsäcke meinen, sie müssten ihren Geldbeutel hüten und nichts an die Jugend abgeben, die GERADE Hilfe braucht. Meine Mutter zahlt mir nichts sobald ich mit der Ausbildung hier fertig bin und ob mein Vater finanziell mich unterstützt ist auch fraglich. Woher kommt das Geld dann? Aus meinem Arsch? Ne ey, da haste’s außerhalb besser -_-
Liebe Sinah,
Deine Meinung zum Thema Praktikum hat in meinem Freundes- und Bekanntenkreis einige Diskussionen angeregt, wofür ich dir danken möchte. Ich finde es wichtig, sich über solche Dinge Gedanken zu machen und mutig, auch kontroverse Meinungen öffentlich zu äußern, sodass andere eine Chance zur Meinungsbildung bekommen. Ich habe leider nicht alle Kommentare durchlesen können, denke aber dass einiges sich mittlerweile bestimmt wiederholt. Dennoch habe ich mich entschlossen, auch meinen/unseren „Senf“ dazuzugeben, da ich denke dass deiner Meinung ein Denkfehler zugrunde liegt, den viele Studenten (auch aus meinem Freundeskreis) machen.
Sieh’s doch mal so: ein Praktikum dient in erster Linie dem Kompetenzerwerb. Erlerntes aus dem Studium soll dabei in der Praxis umgesetzt werden um theoretisches Wissen zu festigen. Im Gegensatz zu einem Ferial- oder NebenJOB (z.B. Kellnern) ist ein Praktikum daher im Idealfall als Teil der Ausbildung zu sehen. Nun ist es nun mal so, dass für deine persönliche Ausbildung (und deren Finanzierung) niemand die Verantwortung tragen kann, außer dir selbst und deiner Familie. Der Staat Österreich trägt dazu schon einiges bei (Familienbeihilfe, gratis Zugang zu Bildungseinrichtungen, Studienbeihilfe) und viele Firmen stellen Praktikumsplätze zur Verfügung, die sie in den meisten Fällen mehr kosten als die Praktikanten in der kurzen Zeit durch Leistung einbringen können. Nun denke ich, folgende Grundeinstellung aus deinem Artikel herausgelesen zu haben: „ich arbeite 40 Stunden die Woche und erbringe meiner Meinung nach eine gute Leistung – dann sollte ich auch dafür entlohnt werden. Und zwar so, dass ich davon leben kann.“
Das verstehe ich zwar einerseits, halte das aber für recht kurzsichtig und will dir erklären wieso. Leistung, wie du sie in dem Fall definierst, ist nicht das wofür ein Unternehmen dich jemals entlohnen sollte/wird. „Ausbidung+geleistete Stundenanzahl = Entlohnung“ ist aus unternehmerischer Sicht komplett falsch. Ein Unternehmen zahlt einem Mitarbeiter soviel, wie es bereit ist für dessen Leistung zu geben, sodass derjenige nicht das Unternehmen verlässt. Wenn es einen Mitarbeiter entbehren, oder zu eigenen Gunsten ersetzen kann, wird es das tun – alles andere wäre nicht wirtschaftlich und das Unternehmen könnte nicht überleben. Als Praktikant bist du leider aus Sicht eines Unternehmen meist sehr leicht zu ersetzen. Das liegt natürlich nicht an dir, innerhalb einiger Wochen hat man meist einfach nicht die Möglichkeit, sich aus Sicht einer Firma unentbehrlich zu machen.
Damit will ich aber sagen: was deine Leistung wert ist bestimmst nicht du, sondern derjenige, der sie in Anpruch nimmt. Das kann im Falle eines Unternehmens ein Kunde sein, oder im Falle eines Arbeitnehmers der Arbeitsmarkt. Das kann man unfair finden, wenn man sich das große Ganze mal überlegt merkt man aber, dass es gar nicht anders funktionieren kann. Das ist auch der Grund, warum aus finanzieller Sicht einige Studienrichtungen „mehr wert“ sind als andere – weil der Markt den Wert bestimmt, nicht der Student selbst.
Natürlich gibt es immer Unternehmen die Mitarbeiter ausbeuten etc. aus diesem Grund steht es dir ja frei, dich vor einem Praktikum über das Unternehmen und die Arbeit dort zu informieren. Mein Hauptinteresse bei der Praktikumswahl war aber eher die Frage „was lerne ich dort?“ Als „was verdiene ich?“ Was vielleicht auch für dich ein guter Ansatz wäre. Dann könntest du deinen Beitrag „Danke für (fast) nichts“ nächstes Mal über Firmen schreiben, die (fast) kein Wissen vermitteln.
Ich würde mich über eine Antwort von dir freuen – ich hoffe ich habe dir mit meiner Meinungsinterpretation nicht unrecht getan und interessiere mich sehr für deine aktuelle Meinung zum Thema.
Liebe Grüße,
Hanna
Hallo Sinah,
deine Meinung stimmt voll und ganz. Leider ist es nicht die ganze Geschichte. Du siehst die Situation schon richtig, aber es betrifft nicht nur dich. Den Firmen ist es ziemlich egal wer die Arbeit macht, Hauptsache billig. Es werden überqualifizierte Personen eingestellt, weil sie gleichviel kosten. Was soll denn ein Techniker sagen, der auch eine Familie hat, wenn er nicht eingestellt wird, weil zwei Praktikanten billiger sind. Sogesehen könnte er sich aufregen weil Hochqualifizierte das Lohnniveau drücken. Insofern geht das alle was an. Ein Arbeitsplatz unterliegt mittlerweile auch der Marktwirtschaft, und wenn jemand deinen Job billiger macht, wird er ihn über kurz oder lang machen. Es wäre nur zu bekämpfen wenn niemand für einen Hungerlohn arbeiten geht. Aber das gibt es nicht. Somit kann man nur hoffen, dass deine Generation besser aus seinen Erfahrungen lernt und nicht gleich agiert. LG
Wir sind die 99%! Die 99%, die auf dieser Welt nie etwas bewegen werden. Die Realität ist eben kein Disneymärchen und wir sind schon gar nicht die Protagonisten. Wir sind die Nebendarsteller in Raumschiff Enterprise, die 2 Sekunden im Bild sind und dann sterben.
Genau da liegt der Hund begraben. Jeder hält sich für was besonderes, aber manchmal ist das, was wir abliefern, absolute scheisse. Pessimistisch? Nein, Realität.
Nahezu niemand wird in einem Praktikum so viel sinnvolles Zeug erledigen, dass es sich für den Arbeitgeber in der Summe lohnt. Schließlich muss ein Vollzeitangestellter Zeit in dich investieren.
Und wenn du wirklich so gut wärest, würden die Arbeitgeber auf dich zugehen und fragen, ob du nicht bei ihnen unterschreibst.
Unrealistisch?
Dann war es wohl nur Glück, dass ich neben meinem Studium 20 Stunden pro Woche arbeite und die 1000€ nicht nur Brutto verdiene.
Schön zu wissen, dass es nicht nur mir so ergeht. Ich studiere Modedesign (vllt findet jemand diesen Beruf überflüssig) im 5. Semester. Und es ist kein billiger Spaß – 400,- kosten im Semester nur die Beiträg, um die 500,- die Materialien. Bachelorarbeit wird mich noch min. 2000,- kosten. Man weiß, dass die meißten Absolventen grade so 1000,-er Grenze im Monat überschreiten und Praktikas werden meißten gar nicht bezahlt. Und dann sitzt man wieder die Nacht durch und fragt sich: WOFÜR? Ist es mir wirklich so wichtig?
Und so geht jedes mal dieses innerliche Kampf weiter, wenn man sein Kontostand überprüft oder nicht mehr weiterarbeiten kann.
Respekt wird dir nicht geschenkt, den musst du dir holen. Das ist für einen Jung-20er nicht einfach, man wird als Person eher unreif eingestuft, und das bestätigt die Praxis immer wieder.
Hab Freude an dem, was du machst, sammle Erfahrung und hab Geduld. Früher oder später verlangst du das was du verdienst und bekomst es oder gehst weiter.
Liebe Sinah,
soll ich dir mal was verraten? Dein Text macht mich traurig, ich weiß nicht woher du kommst oder welche Vorstellungen du vom Leben hast aber mich macht es unendlich traurig wie du das alles siehst…zur Erklärung, ich bin 25, habe mein Abitur gemacht und danach Altenpflegerin gelernt, im 1. Lehrjahr hatte ich 300 Euro, im 3. 500 Euro. Danach habe ich eine Ausbildung zur Rettungsassistentin gemacht. Ich wohne seit dem ersten Tag meiner Ausbildungen allein, habe bei beiden Ausbildungen Schulgeld gezahlt, ich arbeite seit 7 Jahren im Schichtdienst, ich kenne keine Feiertage, ich hatte seit 6 Jahren kein Weihnachten mehr frei. Ich sehe Menschen sterben, ich sehe Kinder sterben, ich höre Menschen vor Schmerzen schreien…hätte die Medikamente um ihnen zu helfen aber ich kann dagegen nichts tun solange kein Notarzt vor Ort ist, ansonsten werde ich angezeigt. Wenn ich einen Fehler mache, könnten Menschen dabei sterben, ich könnte im Gefängnis landen…und glaub mir, es ist verdammt schwer nach 9 Diensten a 12h mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen zu werden und keine Fehler zu machen. Es ist verdammt schwer einer Mutter zu sagen, dass ihr Kind tot ist und es ist verdammt schwer in Zeiten des Personalmangels mit nur 1 Tag frei auszukommen. Ganz davon abgesehen, dass wir von 12h auf Arbeit nur 9 bezahlt bekommen und soll ich dir sagen was ich nach 12h Nachtdienst mache? Zum Nebenjob fahren weil ich mit 1300 Euro brutto schlecht um die Runden komme. Und du beschwerst dich bei 900 Euro im Praktikum?!
Liebe Bel. Ich bin extrem froh um so engagierte Rettungskräfte wie dich – glaub da spreche ich für die Allgemeinheit. Das ist keine Selbstverständlichkeit und glaub da sind wir uns alle einig dass du dafür sehr viel Anerkennung und Respekt verdient hast! Dass das ein Knochenjob ist, steht ganz außer Frage. Ich hoffe für dich, dass du einen Weg findest, um mit all dem umgehen zu können..
Aber ich muss dich in einer Sache berichtigen: Ich weiß nicht, wo du 900 Euro gelesen hast. Ich habe im Durchschnitt für 0 – 400 Euro gearbeitet und nebenbei studiert. Aber ich glaub, da kann man unsere Geschichten halt auch nicht vergleichen. Mir gehts nur darum, dass motivierte, engagierte Menschen (wie du ja auch einer bist) nicht mehr systematisch unter dem Deckmantel „Praktikum“ ausgebeutet werden. Wäre schön, wenn du die Arbeit eines Praktis auch ein bisschen anerkennen könntest.. Liebe Grüße und alles Gute!
Ich bin mit meinen 33 Jahren vielleicht schon zu alt, um die Problematik noch wirklich nachvollziehen zu können, aber ich muss trotzdem meinen Senf dazu geben:
Zunächst einmal zu mir: Langzeitstudent (beende gerade mein Magisterstudium in Philosophie & Polt. Wiss.), habe jetzt insgesamt 11 Jahre Studium auf dem Buckel. Ich hab in meinem Leben noch kein Praktikum gemacht, weil ich schon bei meinem Studienanfang der Meinung war, dass das in den allermeisten Fällen einfach reine Zeitverschwendung ist. Stattdessen hab ich in den Semesterferien jeweils 8 Wochen in der Fabrik am Band gebuckelt und mir damit das Studium finanziert. Irgendwann habe ich dann angefangen, als Werksstudent (Personalberatung) zu arbeiten, was dann dazu geführt hat, dass ich 40-50h/Woche gearbeitet habe, weil die Arbeit cooler war als das Studium… am Ende habe ich mich selbstständig gemacht, ein paar gute Projekte gemacht und jetzt widme ich mich endlich der Fertigstellung meines Studiums. Der Haken bei mir: Ich bin für die freie Wirtschaft vollkommen uninteressant. In der Personalberatung habe ich viele Möglichkeiten, weil ich jahrelang gearbeitet habe, aber ansonsten kaum eine Chance. Nun gäbe es zwei Möglichkeiten: Entweder ich heule rum ob der Ungerechtigkeit des Lebens und der Tatsache, dass die meisten Unternehmen eben nicht unbedingt nach Leuten suchen, die 10 Jahre älter sind als der durchschnittliche Absolvent (HALLO Bachelor/Master und Abi mit 17!) oder ich mache halt das beste daraus und kucke, wie ich mein Leben auf die Reihe bekomme!
Ich HASSE die allgemeine Herumheulerei, wie unfair doch Praktika sind, wie schwer die Leute es seit Bologna haben und wie blöde generell alles ist! Fakt ist, Praktika zu Hungerlöhnen funktionieren nur, weil viele junge Leute einfach zu blöd sind und sich nicht dagegen wehren! Es gibt so viele Möglichkeiten, sich für den Jobmarkt interessant zu machen, die nichts mit Praktika zu tun haben. Freiwillige Zertifizierungen, Seminare, Networking Veranstaltungen, bloggen, youtuben, programmieren, einen Business Plan schreiben, je nachdem, wo halt der eigene Schwerpunkt ist gibt es genügend Möglichkeiten, sich zu spezialisieren und das eigene Profil interessanter zu machen. Um das leidige Thema der Pflichtpraktika in manchen Studiengängen kommt man zwar nicht ganz herum, aber das sollte sich dennoch in Grenzen halten. Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung sagen: Ich habe mit 19 Abitur gemacht, dann Zivildienst und dann 1 Jahr gearbeitet, weil ich null Ahnung hatte, was ich studieren will. Trotzdem habe ich dann am Ende nach 2 Semestern den Studiengang gewechselt und am Ende immer noch „das Falsche“ studiert. Meiner Ansicht nach ist das Kernproblem, dass die Menschen, nur weil Sie Abitur haben und studieren gehen, nicht unbedingt erwachsener oder reifer sind. Das ist ein Entwicklungsprozess, der einfach viel zu oft auf der Strecke bleibt. Ich kenne hier haufenweise junge Dinger, die nach dem Bachelor mit 22 Jahren dastehen und „Panik“ bekommen, weil sie nicht wissen, welchen Master sie machen sollen oder wie sie einen Job bekommen sollen. Ich weiß da immer nie, ob ich lachen oder weinen soll!
Aber genug gelabert, hier das Fazit: Entweder man sucht sich einen Studiengang aus, in dem man am Ende ein „Job-Garantie“ hat (gibt es das überhaupt noch? Früher waren das mal BWL, Dipl-Ing, Wi-Ing, Medizin & Informatik) und reisst sich den Arsch auf, weil man genau weiß, wo man am Ende hin möchte. ODER man findet sich damit ab, dass es eben bei einem sehr großen Teil der Studiengänge nicht klar ist, in welchem Beruf man am Ende endet und sucht sich seinen eigenen Weg. Am Ende sind nämlich nicht die Unternehmen mit ihren unfairen Praktikagehältern oder „hohen“ Anforderungen an das Profil eines Bewerbers schuld, sondern nur man selbst. Ich bin das beste Beispiel dafür, ich kann einen Business Plan schreiben, der sich gewaschen hat, kann exzellente Präsentationen halten und mit den Silberrücken in Unternehmen kommunizieren, aber ich finde keinen entsprechenden Job, weil ich halt nun mal 11 Jahre Studium mit NULL praktischer Erfahrung ausser in einer speziellen Branche habe. Ich würde bei den Assessment Centern der großen Unternehmen sicher besser abschneiden als ein Großteil der jungen Absolventen, aber ich kriege die Chance halt nicht. Und ich ärgere mich darüber nicht wirklich, denn am Ende bin ich selbst daran schuld. Jeder Mensch ist die Summe seiner Entscheidungen und v.a. wenn es um die Ausbildung und den Beruf geht hat man quasi nirgends SO VIEL Freiheit, sich selbst zu entscheiden. Wenn man am Ende doof da steht sollte man lieber wie der gute Herr Münchhausen an den eigenen Haaren aus dem Sumpf ziehen, anstatt sich über die Ungerechtigkeit der Welt zu ärgern!
(Und versteht mich nicht falsch, das Praktikasystem ist wirklich salopp formuliert „fürn Arsch“, aber wie bei allen Dingen in der freien Marktwirtschaft gibt es halt eine eindeutige Korrelation zwischen Angebot und Nachfrage. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, da waren Dinge wie Auslandsaufenthalt während des Studiums und mehr als 2 Praktika noch Sachen, die ein Profil „exzellent“ gemacht haben; heute ist man halt „scheisse“, wenn man die Sachen nicht gemacht hat… die Unternehmen haben ihre Anforderungen lediglich an das angepasst, was die Absolventen liefern konnten)
Hallo liebe Sinah, wahrscheinlich gehöre ich für Dich schon zu den Menschen, die für Dich total alt und antiquiert sind. BEST AGER, 55, Werbung, PR, Marketing, usw. heute sogar social media manager, weil ich – nebenher in Vollzeit – noch einmal die Uni von innen gesehen habe. Früher gab es den Spruch „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, das gilt auch für Studierende. Vor ca. 15 Jahren gab es für Praktika während des Studiums teils gar keine Kohle mehr. Das hat sich – zum Glück für Deine Generation – wieder gebessert. Ein Friseurin übrigens hatte in Deutschland einen durchschnittlichen Stundenlohn von ca. 5,50 Euro netto in der Stunde (das ändert sich ja jetzt, dafür gibt’s neue Verträge mit weniger Stundenanzahl, oder das Trinkgeld wird einbehalten, oder oder oder), die Friseurinnen haben drei Jahre lang schwer gelernt, Du glaubst gar nicht, was die alles wissen müssen, damit Dein Kopf gesund und munter wieder den Salon verläßt. Die Friseurin hat keine 40 Stunden-Woche, weil sie nach Ladenschluss noch die Waschmaschine vollhaut, putzt etc.. Sie hat kaum Pausen, gegessen wird zwischen Tür und Angel und springt, wenn der Chef ruft. Viele haben Magenprobleme. Sie steht den ganzen Tag und ist kein Sesselpupser, der sich mal zurücklehnen kann und die Blicke mal für kreatives Input um sich schweifen lassen kann. Sie wird immer bei diesem Lohn bleiben und das Trinkgeld ist auch nicht mehr das, was es mal vor Jahren war. Sie kann weiterkommen, aber das in einer Meisterschule, die wg. der Kosten dann neben dem Vollzeitjob besucht wird mit anschließender Prüfung, die es auch in sich hat. Das heißt, sie ist dann auch fähig, ein Geschäft zu führen. Das war jetzt ein kleiner Exkurs…..Praktikum ist Praktikum, 400 Euro sind völlig ok., dafür, dass sich Deine Betreuer täglich mit Dir rumschlagen müssen. Dir Aufgaben an die Hand geben müssen, um Dich zu beschäftigen und um Dein persönliches Ego zu streicheln und Dein Seelenheil zu verbessern, die Deine Arbeiten bewerten und redigieren müssen. Die Dich an ihrem Wissen und ihrer Erfahrung teilhaben lassen. Das was Du schreibst, sind Annahmen. Übrigens, ich koch auch heute noch den Kaffee, warum nicht? Sorry, aber für mich hört sich alles nach ganz großem Gejammer an, wenn die Generation Y tatsächlich so denkt….! Dann frag ich mich, warum es 50plus so schwer an der Arbeitgeberfront bei Jobsuche hat, denn BEST AGER hat da irgendwie noch eine ganz andere Einstellung mit in die Wiege gelegt bekommen. Das heißt nicht, dass ich mich „zu billig“ verkauft und hab ausnutzen lassen. Nein, das wirklich nicht. Aber ich habe nicht um 17.00 h die Griffel fallen lassen, weil ich auf dem Papier eine 40 Stunden Woche hatte. Nein, ich war und bin heute noch total engagiert, und weißt Du warum? Weil mir mein Job eine Berufung ist. Jaaaa, Beruf hat was mit Berufung zu tun. Auch wenns dann mal weniger ist.
Bin fast im selben Alter wie Claudia und selbstständig. Als ich studierte, war ein Praktikum Teil des Studiums und somit unbezahlt (Vollzeit)!
Wenn man das Praktikum als Teil der Ausbildung sieht (was es für mich immer war), ist dann nicht eine Bezahlung in jeder Höhe ein Bonus?
Ich möchte an dieser Stelle mal etwas Kontra zum hier herrschenden Kanon geben. Ich studiere zur Zeit Chemie und bevor ich mich entschlossen habe das zu studieren habe ich mich erstmal schlau gemacht was man denn so verdient. 36000€ Einstiegsgehalt ist nicht unrealistisch und Stellenangebote gibt es zur genüge. Ich habe dann also mit 90 anderen Erstis angefangen Chemie zu studieren. Davon sind noch knapp 20 übrig geblieben nach dem ersten Semester und alle aus einem Grund: Mathematik. mehr als 80% der Studenten sind wegen der Mathematik rausgeflogen und das sieht in anderen Mathnat- und Ingenieursstudiengängen genau so aus. Abgesehen von Jura und Medizin haben alle Studiengänge die hinterher viel Wert sind die selbe Mathematik mit drin. Letztendlich wird nur eine einstellige Zahl von Chemiestudenten bei uns promovieren, so die Prognose. Was lernt man jetzt daraus? Je weniger Absolventen ein Studium hat, noch dazu mit einer Verwendung in der Industrie, desto besser wird man bezahlt.
Kommunikationswissenschaftler sind in der Industrie nicht sonderlich gefragt, das schränkt die Zahl der Unternehmen, die die größten gewinne machen schonmal stark ein. Dazu gibt es noch jede Menge Absolventen die aus diesen Studiengängen kommen. Der ORF ist zwar der Größte Medienanbieter in Österreich, erwirtschaftet aber keine Gewinne, da er öffentlich-rechtlich organisiert ist. So viel Geld haben die nicht zur Verfügung, immerhin muss das öffentlich gerechtfertigt sein, wie viel Geld der Sender ausgibt. Dann muss man zuletzt auch wissen, was du genau in deinem Praktikum machst. Immerhin muss die Arbeit die du verrichtest ja der Bezahlung entsprechen. Was machst du in deinen 40 Stunden die Woche? Viele regen sich auf, dass sie so lange arbeiten müssen und letztendlich tut man etwas, wofür kein Studium nötig war. Nicht die Zeit die man arbeitet wird ja bezahlt sondern die arbeit die man verrichtet hat.
In anbetracht der Tatsache, dass Printmedien in den nächsten Jahren stark zurückgehen werden wird sich deine Situation noch verschärfen. Ich kann deine Wut aber überhaupt nicht nachvollziehen, mir war schon am Anfang des Studiums bekannt, dass man damit kein Geld verdient. Wer ein Studium anfängt sollte vorher wissen wie die Gehälter aussehen. Naturwissenschaftler und Mathematiker werden im Moment gebraucht. Das Wirtschaftssystem funktioniert nunmal so, dass Geld ein Anspruch auf Leistung ist. Die Medienlandschaft hat nicht das Leistungspotential um jeden Praktikanten ordentlich zu bezahlen, das hat auch etwas damit zu tun, dass Radio und Fernsehen weniger attraktiv werden, während das Internet immer wichtiger wird. Das hat weniger was mit unserem bösen Wirtschaftssystem zu tun, sondern eher etwas damit zu tun, dass es viel zu viele Studenten gibt, die „irgendwas mit Medien“ machen wollen. Wenn man Geld verdienen will, dann muss man sich hinsetzen, sämtliche Partys in den ersten drei Semstern verpassen und Mathe machen. Von morgens um 8 bis abends 22 Uhr. In den Schulen wird die Mathematik ja stark vernachlässigt, stattdessen gibt es Philosophie, Kunst und Darstellendes Spielen. Was man wirklich braucht in Zukunft ist Informatik, Mathematik, Physik, Chemie, Biologie, Wirtschaft, Technik, Finanzmanagement, Recht und Agrarwissenschaften. Das kommt in der Schule viel zu kurz. Alles was man studiert wo die genannten Bereiche nicht drin stecken ist am Ende nichts Wert. Manchen „liegt das nicht so“, ich kann Mathe bis heute nicht so gut und konnte das nie wirklich gut, aber trotzdem habe ich Mathe als Leistungskurs gehabt, in der Schulzeit saß ich jede Woche 2 Stunden zusätzlich bei der Mathe Nachhilfe, habe mich im Studium abgemüht und sitze in den Vorlesungen für „Physikalische Chemie“ und hab immer noch die ganze beschissene Mathematik am Hals. Aber ich reiss mir den Arsch auf um das zu verstehen, oder wenigstens zu können. Bei den Studenten die ich kenne die eine Geisteswissenschaft oder kommunikationswissenschaften studieren, die sitzen in der Bibliothek und lernen stumpf auswendig. Ich wünschte ich hätte Mathe blos auswendig lernen müssen, ich muss es aber anwenden und das empfinde ich als wesentlich schwieriger. Das übliche Einstiegsgehalt für Chemiker ist irgendwo gerechtfertigt.
Aber abgesehen von der Qualifikation muss man sich auch ordentlich verkaufen können. Wenn mir Jemand 400€ anbieten würde, würde ich niemals einfach so Ja sagen. Das ist das dümmste was man machen kann. Ich würde glatt mal das Doppelte verlangen und dann langsam runterhandeln. Man muss sich auch gut verkaufen können. dann braucht man aber auch einen Schnitt der keine 3 vor dem Komma stehen hat.
Manchmal muss es kein Universitäts-Studium sein. Dann tut es auch eine FH oder ein Duales Studium. Da verzichtet man auf ein paar freie Tage, verdient aber meistens genug für den eigenen Lebensunterhalt.
.. meistens: Vor ein paar Jahren wurde mir so ein Platz in einem Unternehmen angeboten. Die Aufgaben, die mich dort erwarten sollten, klangen super spannend. Ich hätte die täglichen 100km Pendelfahrt und die Zweitwohnung am Hochschulstandort in Kauf genommen.
Und dann kam’s: „Wir zahlen Ihnen 100€. Die Erfahrungen, die Sie hier sammeln, sind ebenfalls wertvoll.“
Schonmal versucht, Erfahrungen zu essen..?
(Der Fairness halber: Die meisten Unternehmen, die Duale Studiengänge anbieten, zahlen angemessen.)
Same same but different-
Ich hab in meinem Leben einiges gemacht, bin viel gereist, hab Fotografie gelernt, Abitur gemacht und kann mich einfach nicht entscheiden was ich machen soll. Irgendwie sieht von hier alles Scheiße aus. Ich bin 22, klar könnte ich noch ein Studium anfangen, aber am Ende stehe ich auch eventuell arbeitslos da. Ich könnte eine Ausbildung machen, same story.
Ich hab ehrlich keinen Bock 40 Stunden die Woche zu arbeiten, für was denn? Eine schöne Wohnung, die ich nur zum schlafen nutze? Die 2 Wochen Urlaub im Jahr? Die Rente?
Eigentlich will ich Robinson Crueso werden, irgendwo stranden und Abenteuer erleben. Aber für Abenteuer ist in unser heutigen Leistungsgesellschaft kein Platz, besonders nicht in Deutschland, wo schon mit 3 der Fremdsprachenkurs und die kreative Förderung beginnt.
Ich hab 8 Monate lang ein Fotostudio fast allein geschmissen, aber auf Papier hab ichs nicht, das nutzt also nichts. Für 5 Euro die Stunde 60 Stunden die Woche zu arbeiten ist ätzend.
Ich wünsche mir ich hätte Zeit gehabt mich zu sortieren, herauszufinden was ich will, die Chance, mein Leben nach meinen Vorlieben zusammen zu basteln. Aber nicht hier, nicht heute, denn jetzt und hier zählt nur Leistung, nicht mal Qualität, nur schuften bis du stirbst.
Ich könnte kotzen.
Guter Blog allerdings, ich stimme vollkommen zu 😉
Hallo Sinah,
Das ist super gut geschrieben!! Ich glaube das trifft die Empfindungen bei Vielen. Es ist positiv und trotzdem kritisch geschrieben. Geht damit an die Presse.! Hilf anderen und vielleicht auch Dir damit.
Leider kann ich so wenig tun.
Dirk
Hallo Sinah,
sag mal: Hast du zu wenig zu essen? Ist es nicht warm genug bei dir?
Gestatten, Martin, <30 Jahre. Was konkretes mit Technik, im Hier uns Jetzt und (fast) in der eigenen Mitte.
Zweifellos hast du alle Voraussetzungen für ein glückliches Leben! Einige Kommentare beschreiben es schon, die Wichtigsten Erkenntnisse kommen sogar von dir selbst:
„Weil auch ich einer dieser Schisser bin,…“
„Meine Mama schaut mich mitleidig an“
„aber da waren einfach zu viele Louis Vuitton-Taschen“
Du kannst etwas an dir und deinem Umfeld leicht Änderungen vornehmen und alles wird gut. Erwarte bitte nur keine Hilfe dabei. Deine Familie und deine Freunde balsamieren dir meistens ohne es böse zu meinen auf, da sie dir einfach nicht das (viele) geben können, was nur du dir selber geben kannst.
Dankbarkeit und Rationalität sind nur zwei Dinge davon! Du musst das aber alles für dich selbst erkennen…
…by the way: die obersten Zeilen durfte ich mir seinerzeit anhören. 🙂 hat gut geholfen. Alles Gute für dich!
Es ist wirklich Wahnsinn, was dieser Artikel für Wellen geschlagen hat!
Normalerweise gebe ich im Internet zu nichts meinen Senf ab, aber in diesem Fall habe ich doch irgendwie das Gefühl, dass meine Geschichte hier recht interessant sein könnte.
Vor nicht einmal ganz zwei Jahren habe ich, meinen „Akademiker-Eltern“ zum Trotz, mein Maschinenbaustudium abgebrochen. Auf der Uni wurde uns von Anfang an quasi erzählt, dass wir, sollten wir das Studium erfolgreich beenden, sofort angeworben würden und uns nie mehr Gedanken um unsere Zukunft machen müssten. Auch von meinen Eltern, die mich immer finanziell unterstützt haben, bekam ich das vermittelt und auch, dass aus mir, ohne ein Studium, eigentlich nie etwas ordentliches werden könnte.
Nach und nach habe ich aber gesehen, dass das so einfach nicht stimmt und jetzt beziehe ich mich auf unzählige Praktika, schlechtes Einstiegsgehalt usw. Ich habe mich entschieden, dass ich diesen Weg nicht gehen möchte. Schon zu Schulzeiten und auch während dem Studium habe ich immer gekellnert und angefangen das zumindest fürs Erste Vollzeit zu machen. Jetzt, zwei Jahre später, leite ich mit 22 ein Haubenlokal mit fast 20 Service-Mitarbeitern.
Meiner Meinung nach, haben wir alle die Wahl und man kann sich sehr wohl durch Engangement und die Bereitschaft Verantwortung zu übernehmen hervorheben.
Kein Student kann mir erzählen, er oder sie hätte nicht gewusst, wie es nach dem Studium auf dem Stellenmarkt aussieht. Wenn ein Praktikum, welches zum Studium gehört, auch noch so bezahlt wird wie ein Vollzeitjob dann könnten in Zukunft alle Studenten von der Uni Geld verlangen für die Zeit, die sie über den Büchern verbringen.
Es gehört genauso das generelle Bildungssystem reformiert und Studenten nicht mehr vermittelt, dass sie automatisch zur Elite gehören.
Noch einmal: Wir haben alle die Wahl und keiner darf sich beschweren weil
Nicht-Akademiker gut verdienen.
Hat dies auf ôla terrible rebloggt und kommentierte:
Ich möchte ihr gerne sagen, dass es besser wird, wenn man erstmal älter wird. Wird es aber nicht. Auch im „richtigen“ Job wird man plötzlich erklären müssen, warum man mit einem Uni-Abschluss mit Auszeichnung und all den hart verdienten und schlecht bezahlten Erfahrungen, mehr als 1500 Euro brutto wert ist. Man muss für den Job brennen und das heißt in Klartext für nichts arbeiten, weit über die vereinbarten Zeiten hinaus, und sich obendrein für gesegnet halten, dass man überhaupt den keinen Platz an der Sonne genießen darf.
Irgendwie würde ich Dir ja gern zustimmen, aber:
„Wird es aber nicht. Auch im “richtigen” Job wird man plötzlich erklären müssen, warum man mit einem Uni-Abschluss mit Auszeichnung und all den hart verdienten und schlecht bezahlten Erfahrungen, mehr als 1500 Euro brutto wert ist.“
Come on. Was sagt denn ein Uniabschluss mit Auszeichnung aus? Was ist denn der Unialltag heutzutage? Auf meinem Zeugnis schwirrt auch die ein oder andere Topnote umher, die einzige Erkenntnis, die man hieraus ziehen kann ist, dass ich irgendwann mal gut im Auswendiglernen war. Denn mehr als das sagt ein Topzeugnis leider auch nicht aus. Ein Uniabschluss ist heutzutage ein Garant für rein garnichts, und ehrlich gesagt ist das auch gut so: Denn sein wir mal ehrlich: Ein Universitätsstudium schafft man auch als antisozialer Soziopath, der gut auswendig lernen kann. Wenn Du demnach ein Gehalt über 1.5k rechtfertigen musst, liegt das somit wohl eher daran, dass Deine Leistungen nicht überzeugend genug sind, denn genau das ist es, was unterm Strich zählt.
Lieber Sebastian, danke, dass du widersprichst. Zum einen, weil es zeigt, dass deine Grundeinstellung schon einmal richtig ist (dass man nämlich nach Leistung bewertet wird) und zum anderen, weil mein Kommentar natürlich extrem einseitig, dafür absolut formuliert ist. Aber auch ich werde dir gleich in einigem widersprechen.
Erst einmal möchte ich darauf hinweisen, dass es nicht zwingend um mich geht, sondern um viele meiner Ex-Kommillitonen und mich. Meine Leistungen wirst du kaum beurteilen können, wie im Übrigen auch der Arbeitgeber, bei dem ich mich bewerbe. Ihm liegen mehrere DIN A4-Seiten vor, die neben einem Top-Abschluss einen erfahrungsreichen Lebenslauf bestätigen, die auch noch mit Top-Arbeitszeugnissen belegt sind, die z.T. nicht einmal im 0815-Slang abgefasst sind, sondern sehr authentisch vermitteln, was sich hinter dem Praktikum verbarg.
Dass ich zudem kein antisozialer Soziopath bin, merkt man schnell im persönlichen Gespräch. Genauso, dass ich mich bewusst bewerbe, also auch Ahnung von den künftigen Anforderungen vermittele.
Meine Leistung allerdings kann ich erst unter Beweis stellen, wenn ich tatsächlich für den Arbeitgeber tätig werde. Insofern wird diese bei der ersten Gehaltsverhandlung nicht berücksichtigt.
Und nun bewegen wir uns in der kreativen Branche. Medien, Internet, Start-Ups, bla bla. Die Arbeitgeber denken, du wirst dich abschunden für einen Appel und ein Ei des Fames wegen. Überstunden sind natürlich kein Problem, bezahlt werden sie auch nicht, Urlaub – das gesetzliche Minimum. Toll, wie viel Erfahrung Sie schon haben. Oh, Sie sprechen mehrere Sprachen fließend. Großartig! Wir freuen uns, wenn Sie sich für uns entscheiden. Aber leider, leider können wir nur 1800 Euro brutto bezahlen.
Ich habe Freunde, die mit 30 noch Mietzuschüsse von den Eltern bekommen, damit sie ihren Einstiegsjob halten können. Und das halte ich persönlich für nicht in Ordnung. Denn wenn ich als Arbeitgeber eine Stelle ausschreibe, für die ein Hochschulabschluss Voraussetzung ist, dann messe ich diesem doch einen Wert bei. Und der muss sich auch im Gehalt zeigen. Da ist es auch völlig egal, was ein Studium aussagt. Diese Frage führt ohnehin viel zu weit. Studium ist nicht gleich Studium und wenn es nicht
Ich darf nicht pauschalisieren, weil es Branchen gibt, in denen dieses Problem einfach nicht besteht. Lehrer, Anwälte, Chemiker, sie alle scheinen keine Probleme mit dem Start zu haben.
Das Thema „Praktikavergütung“ ist hier die eine Sache, die sicherlich auch auf Studenten aus anderen Fachrichtungen (MINT, Wirtschaftswissenschaften) zutrifft. Aber die Wahl des Studienfaches ist eine andere – und da ist es leider vollkommen irrelevant, wie viel Zeit und Geld in die Ausbildung geflossen sind – gewisse Fachrichtungen (Bereiche in den Geisteswissenschaften oder eben auch Studiengänge im Bereich Medien) können einfach nicht als nachhaltig genug im Bezug auf die Möglichkeit eines „sicheren Jobs bei ausreichendem Einkommen“ betrachtet werden. Wer solche Fächer studiert, sollte sich dessen bewusst sein und im Nachhinein nicht über schlechte Jobaussichten klagen. Die gelten übrigens beispielweiße auch für BWLer und Juristen, sofern ein Abschluss nur durchschnittlich ist. Hier geht man in der breiten Masse einfach unter.
Ja der Artikel schlägt wirklich weite Wellen. ich find deinen Kommentar sehr gut. Auch bewahrt er davor die ganze Diskussion zu einem etwas ausuferndem „Gejammere“ verkommen zu lassen. Es hat doch immer irgendwer was zu meckeren und jeder glaubt er verdiene mehr im Leben. Aber vieles liegt auch in unserer Hand und leicht ist es nirgends mehr. Umso wichtiger ist es etwas zu tun das uns begeistert und von dem man überzeugt ist. Dazu vielleicht noch Hartnäckigkeit und realistische Ansprüche. Auch schön, dass von einem ehemaligen Technik Student zu hören. Da gibt es nämlich auch unbezahlte Praktika für alle diejenige die blind der MINT-Propaganda folgen. Und generell finde ich gehören doch auch Praktika zur Ausbildung dazu. Mediziner haben schon seit jeher gratis famuliert. Wenn man Arzt (oder sonst was) sein will sollte man auch was können und das vermittelt einen die Uni allein sicher nicht. Leute es gibt Länder (die meisten) da BEZAHLT man Unsummen um Akademiker zu werden! Nicht das ich das gut finde, aber es zeigt halt auch wie unrealistisch manche Forderungen sind.
Ich bin voll bei Dir. Gerade die Kombination aus miesem Gehalt, gleichzeitig aber Erwartungen seitens des Arbeitgebers an den Praktikanten, selbstverständlich die eierlegende Wollmilchsau zu sein, sehe ich persönlich als eine ziemlich toxische Kombination an.
Bei meinem ersten Praktikum gab’s offiziell garnichts, als dann zum Ende hin überraschenderweise 400€ im Umschlag steckten, war dies für mich das zweite Weihnachten. Danach ging’s nach Shanghai für unter 300€, gepaart mit Rahmenbedingungen, die ich oben im ersten Satz beschrieben habe (miese Bezahlung, Erwartungen an mich, als wäre ich im Top-Management). Das man mit 300€ in Shanghai nichtmal ein 10m2-Zimmer bezahlen kann, juckt dabei niemanden. Meine Empfehlung an jeden, der in einem solchen Arbeitsverhältnis steckt: Gar nicht erst den Stundenlohn ausrechnen, das frustriert nur. Vor allem, wenn es ein Pflichtpraktikum ist.
Was mich persönlich am meisten dabei stört ist, dass solche Arbeitsverhältnisse nichts weiter sind als indirekte Subventionen für die Unternehmen, die ihre Praktis für ein solches Gehalt anstellen. Schließlich bekommen diese im besten Falle eine top Arbeitskraft zum Schnäppchenpreis, während Verpflegung und Unterkunft entweder von den Eltern oder vom Bafög-Amt übernommen werden. Subvention halt.
Mein Tip, den ich hier beim Überfliegen schon oft gehört habe: Man sollte sich absetzen von der Masse! Wie? Initiative zeigen, offen für neues sein und jedes noch so uninteressante Wissen in sich hineinsaugen! Als ich letzten Sommer gefeuert wurde, durfte ich meinen Chefs auf meine letzten Tage einen Crashkurs geben, in dem was ich so gemacht hatte. Kein Schwein hat auch nur ein Wort von dem verstanden und ich bin überzeugt, dass man dort (zumindest kurzzeitig) relativ aufgeschmissen ohne mein Wissen war. Nun arbeite ich freiberuflich und bin trotzdem unkündbar. Warum? Weil ich meinen Auftraggebern die Dinge abnehme, mit denen sie sich nicht rumschlagen wollen. Gleichzeitig eigne ich mir hier aber Wissen an, welches zum einen so speziell ist, dass es nicht einfach durch irgendwen ersetzt werden könnte, und sich diese Wissensbasis permanent weiterentwickelt. Das Ergebnis ist simpel: Je tiefer man in sein Fachgebiet eintaucht, desto unkündbarer wird man. Und irgendwann wird es dann mal Zeit, den Spieß umzudrehen und die andere Seite vor vollendete Tatsachen zu stellen: Entweder es gibt mehr Geld, oder Deine Firma wird durch meine Kündigung einen solch immensen finanziellen Schaden erleiden, der mit meinem Mehrgehalt in keinem Verhältnis steht.
Ich wünsch Dir viel Glück weiterhin!
Die Situation wird in meiner Firma jetzt dann auch eintreffen.
Hab vor 3 Monaten gekündigt und dann anklingen lassen, dass die Übergabe länger dauern könnte, da keiner in meinem Fach auch nur annähernd eine Ahnung hat.
„Nein, nein,…das hat Zeit“ war die monatelange Floskel. 2 Tage noch dann bin ich weg, jetzt kriegt der Chef plötzlich Stress und ich kann mir anhören, warum noch nicht alles übergeben ist 🙂 – Ironie in der Arbeitswelt.
Dem „unkündbaren“ Status kann ich nur beipflichten. Das ist tatsächlich eine ganz neue Situation, die man da kennenlernt als Selbstständiger. Aber es stimmt zu 100% was du oben erwähnt hast. Manche Arbeitgeber sollten sich dessen vl. wieder etwas mehr bewusst werden, was es heißt, einen motivierten, engagierten Mitarbeiter zu verlieren…
Kein einfaches Thema… Und auf die Gefahr hin, dass ich mir hier keine Freunde mache…
Schlecht bezahlte Praktika haben sich in der BRD nun wegen des Mindestlohns erledigt. Für uns mit der Konsequenz, dass wir keine Praktikanten mehr beschäftigen.
Im Bereich Medientechnik dauert es mindestens drei bis sechs Monate bis ein Praktikant eigenständig Tätigkeiten bearbeiten kann. Bis dahin haben wir zusätzliche Kosten für Material und Personal um dem Praktikanten das nötige Wissen zu vermitteln. Was die Bezahlung der Praktikanten betrifft, zeigen wir uns geizig… Warum?
Wer dennoch kommt, hat richtig Interesse an einer Tätigkeit in diesem Bereich. Sollte sich im Laufe des Praktikums herausstellen, dass es sich um einen wertvollen Mitarbeiter handelt, ist noch niemand verhungert. Sprich: Es war nicht unüblich, dass nach dem Praktikum eine Festanstellung, Firmenwagen, und auch mal eine Führungsposition das Praktikum krönte. Befristete Arbeitsverträge gibt es bei uns nur auf Wunsch.
Weiterhin sind wir als technischer Betrieb auf engagierte und qualifizierte Mitarbeiter angewiesen. Es spricht genau nichts dafür solche Menschen, die man im Rahmen eines Praktikums näher kennegelernt hat, einfach gehen zu lassen. Aber hier mag es Branchenspezifische Unterschiede geben.
Leider gibt es auch die Praxissemester nicht mehr. War im Ingenieurstudium eine tolle Basis sich gegenseitig über mehrere Monate zu beobachten. Heute stehen da Menschen mit Bachelor und wenig Ahnung, geschweige denn Praxiserfahrung. Leider auch viele Schnarchnasen die was mit „Medien“ machen möchten…
Ganz schlimm ist es im Bereich Ausbildung, was selbst das Studium der Bewerbungen zur Qual macht:
http://www.quodt.de/bloggen/2014/02/08/an-alle-die-heute-so-um-die-30-bis-40-sind-vergesst-das-mit-der-rente-einfach/
Grundsätzlich sollte man den Beruf aber nicht nach der Bezahlung, sondern nach dem Interesse wählen. Das Geld kommt dann irgendwann von allein. Einfach weil man die Dinge die man täglich bearbeitet, richtig gerne macht…
Besonders interessant finde ich in diesem Zusammenhang, dass in Deutschland, nach Einführung des Mindestlohns, jetzt Agenturen und Unternehmen jammern, sie könnten ihren Betrieb nicht mehr finanzieren. – Dann hättet ihr euch von euren Kunden eben nicht jahrelang knebeln lassen dürfen – will ich entgegen rufen. Und was denkst Du, wie es einem geht, der nach 24 Jahren harter Arbeit plötzlich überhaupt nichts mehr bekommt? Auch kein Arbeitslosengeld, weil die letzten Jahre Freelance waren. Mach, dass Du Dich schnell aus der Branche entfernst und was Anständiges machst. Bäcker, Dealer oder Reiseleiter.
Danke für den Artikel. Ich denke auch, dass es echt nicht wahr sein kann, was da draußen in der Arbeitswelt abgeht. Wie du auch schon ähnlich formuliert hast, ist die bestehende Situation des „ZU-WENIG-GELD-BEKOMMEN“ ein grundsätzliches Problem. Und dazu sehe ich genau wie du auch ein großes weiteres Problem, nämlich die Leute, die das mitmachen. Ich selber habe mich zu meiner Praktikumszeit auch mit den Gehältern auseinandergesetzt und mich entschieden kein Praktikum für 400,00 € zu machen. Ich habe gekämpft und alle meine Praktika für 800,00 – 1000,00 Euronen absolviert. Sicher macht das nicht jeder Arbeitgeber mit, aber mit guten Argumenten lässt sich da was machen, kann ich aus meiner Erfahrung sagen.
Naja, ich glaube der Verlgeich hinkt doch irgendwo… Die Praktika im PJ gehören quasi zum Studium und solltest du dann mit dem Studium fertig sein kannst du dich auf eine Assistentzarzt stelle freuen. Diese findest du garantiert und diese wird auch nicht schlecht bezahlt, auch wenn der Job sehr anstrengend ist. Während du dann in absehbarer Zeit den Facharzt hast, schlagen sich andere noch Mitte dreißig mit befristeten Stellen und einer Menge Ungewissheit umher. Ich will sagen, klar ist das auch unbezahlte oder schlecht bezahlte Arbeit, aber die Aussichten eines Mediziniers sind doch generell ganz gut?
Ich fände das alles viel schlüssiger, wenn es im Beispiel nicht um jemanden ginge, der einen Bachelor in einem Fach gemacht hat, das einem halt nicht die Grundlagen für einen Beruf vermittelt.
Diese Klage über die Praktika kommt, so kommt er mir vor, überdurchschnittlich oft von Leuten, die „was mit Medien gemacht haben“ — und die, seien wir ehrlich, niemand wirklich braucht, es sei denn zu Mini-Löhnen, wo’s auf einen oder zwei Ausfälle nicht so ankommt. Oder klagen hier Programmierer? Ärzte? Pharmazeuten? BWLer?
Die Welt kann nichts für eure Studienwahl und mal ehrlich, wenn ihr nichts habt, was ihr verkaufen könnt, ist das erstmal nicht die Schuld der Gesellschaft.
Gerade Medienwissenschaftler kommen (okay, nur mein subjektiver Eindruck) oft in den Beruf und können nicht mal recherchieren, geschweige denn schreiben oder ein CMS bedienen.
Heyo! Danke für deinen Beitrag 🙂 Also ich glaub schon, dass das Thema Praktikum jeden betrifft. Auch die Mediziner, wie man hier sehr gut nachlesen kann. BWLer ebenfalls, hab einige Mails erhalten. Zwecks Verkaufen, Fähigkeiten im Job etc etc – das ist jetzt schon ein bisschen sehr irrational, vor allem, weil du ja nicht weißt, was ich schon alles an Jobs gemacht habe. Wir können übrigens nicht alle Programmierer werden. Da würde ich dir vielleicht sogar raten, ein bisschen an deinem Horizont zu arbeiten. Lg!
Okay, ich will gerne an meinem Horizont arbeiten, der Vorwurf ist nach meinem knappen, leicht pauschalen Posting berechtigt. Wobei man dazu sagen muss, dass nicht alles, was du stante pede auf dich bezogen hast, auf dich gemünzt war. Aber das hätte ich deutlicher formulieren sollen.
Abseits davon, Anmerkungen wie „Das lasse ich mir noch von Kleinunternehmen sagen, aber die größten Medienunternehmen des Landes?“ und die mit den Sesselfurzern zeugen jetzt auch nicht vom weitesten Horizont, wenn ich das so unverblümt sagen darf.
Ich wollte eigentlich nur darauf hinaus, dass, so blöd die gelebte Praxis, vor allem Agenturen und beim TV ist, so untragbar die Mini-Löhne sind, es doch auch vielleicht was damit zu tun hat, dass die Absolventen in manchen Fällen sehr wenig mitbringen aus der Uni.
Und dass man eben auf die Uni obendrauf noch Ausbildung braucht und keineswegs vom Start weg ein vollwertiger Mitarbeiter ist in dieser hochspezialisierten Welt — und dass die Firmen diese Zeit des Nachreifens nun mal so bezahlen wie eine Ausbildung und nicht wie einen Job. Ich hoffe, ich täusche mich, aber ich befürchte, dass die Firmen eben sagen, nun, für 4,17 nehmen wir den/die mit, für 8,50 lassen wir’s einfach. Dann gibt es nicht die Möglichkeit, sich durch ein, zwei Praktika auf Stand zu bringen und der Wettbewerb auf richtige Stellen wird noch härter zugunsten derer ausschlagen, die aus der Uni super Noten oder instant verwertbares Wissen mitbringen. Oder deren Eltern eben die Beziehungen haben.
Ich habs nicht böse gemeint, hoff das kam nicht falsch rüber 🙂 Einige Anmerkungen sind übrigens sehr subjektiv und überspitzt formuliert und ich glaube, dass man schon erkennt, welches Problem ich anspreche – trotz der Formulierung. Nein, da magst du vollkommen recht haben: Ich hab während meinen Arbeitserfahrungen auch PraktikantInnen erlebt, die mit einem Uni-Abschluss nicht mal einen Boten rufen konnten. Aber weißt du was? Das kann ich einfach nicht pauschalisieren. Als Unternehmen muss ich natürlich sagen „Hey, jeder muss anpacken und die unangenehmen Aufgaben müssen auch erledigt werden.“ – Das stimmt so, unterschreibe ich dir sofort. Und dass nicht jeder CEO die Küche zusammenräumen kann, ist mir bewusst (heißt nicht, dass es nicht gern gesehen wird, wenn der/die ChefIn mitanpackt). Aber ich denke, wenn ich mir quasi „zu fein“ für gewisse Tätigkeiten bin, dann hat das nichts mit meiner Ausbildung, sondern mit meiner Arbeitseinstellung zu tun. Und Tatsache ist, dass es Unternehmen gibt, die die Einstellung á la „Okay, für die blöden Aufgaben nehmen wir uns einfach eine/n Praktikanten/Praktikantin“ haben. Und das ist falsch. Da kann ich mir auch einen Assistenten nehmen, mit dem vorher abklären, was die Assistenz-Aufgaben sind und brauch nicht die tollen Stellenausschreibungen formulieren, wo ich fordere, dass Praktis „Verantwortung, Flexibilität, Organisationstalent, ein abgeschlossenes Studium etc.“ mitbringen müssen und dafür „einschlägige Einblicke in den Bereich xy“ bekommen, wo sie doch vielleicht nur den ganzen Tag Kopierarbeiten erledigen. Da verkaufe ich eine Position, die ich so nicht bieten kann (oder nur in sehr eingeschränktem Maße). Und was mir hier im Laufe der Diskussion noch aufgefallen ist, ist das Leute berichten, dass ihnen Monat für Monat vorgegaukelt worden ist, dass sie übernommen werden. Fair? Lg!
Ja, das ist wirklich super nervig! Zumal man immer wieder miterleben muss, dass Leute ohne Studium mittlerweile viel, viel mehr verdienen. Und leider reißt das ganze auch nicht ab. Ich selber habe Journalistik und Kommunikationswissenschaften studiert und habe es ähnlich erlebt. Praktika muss man sich leisten können. Dennoch habe ist stets Praktika absolviert. Eine gute Ausbildung mit Berufserfahrung war mir wichtig.
Ich musste ständig neben dem Studium arbeiten, um mich zu erhalten und hatte leider keine Eltern, die mich finanziert haben. Nun habe ich meinen Master und dachte als Akademikerin mit Berufserfahrung würde man dann endlich einen guten und auch gutbezahlten Job kriegen. Aber Pustekuchen!
Auf Generation Praktikum folgt Generation Volontariat. Kein Weg führt um das schlechtbezahlte Volontariat herum, das mittlerweile unzählige Medienunternehmen anbieten. Schließlich können sie so fertige Akademiker zu Schrottgehältern anheuern und müssen den dann gerade mal den Mindestlohn zahlen. Eine Ausbildung wie man es im Volontariat erwartet, erhält man nicht. Man arbeitet voll und ist für das Unternehmen extrem günstig dazu. Ich muss neben meinem Volontariat noch drei weitere Jobs machen, um zu überleben. Es ist einfach frustrierend mitzuerleben, dass man als Akademiker nichts mehr wert ist! Nicht nur mir geht es so. Auch viele meiner Freunde, die studiert haben, stehen vor einem ähnlich Schicksal. Man investiert zigtausende von Euro in das Studium und hofft, dass es sich mal auszahlt. Noch ist davon nichts zu sehen.
Das liegt in erster Linie daran, dass einfach immer mehr Menschen studieren und die Unternehmen aus einem Meer an Kandidaten wählen können. Davon profitieren Nicht-Studierende, weil es logischerweise immer weniger Menschen gibt, die eine Ausbildung anstreben und die Unternehmen mehr zahlen müssen, um überhaupt Bewerber anzulocken – ob diese dann auch geeignet sind ist eine ganz andere Frage. Ich mache derzeit eine Ausbildung bei einem großen deutschen Elektro- und Maschbau-Konzern (50.000+ Mitarbeiter) und an unserem Standort konnten dieses Jahr nichtmal alle Plätze belegt werden, weil viele Azubis so viele Ausbildungsplätze zur Auswahl hatten, dass sie sich einfach die bestbezahlten aussuchen konnten. Die Menge an Akademikern und Facharbeitern in einem Staat MUSS sich die Waage halten. Ein Staat ohne Akademiker ist genau so wenig funktionsfähig wie ein Staat ohne Arbeiter. Und letzteres ist leider seit Jahren ein anhaltender Trend in Deutschland, da den Schülern v.a. an Gymnasien in erster Linie vermittelt wird, dass man ohne Studium ein Versager ist und im Leben nichts erreichen kann. Und das ist ein gewaltiger Fehler, der viele Abiturienten später im Studium gewaltig auf die Schna***e fallen lässt.
Sehr richtig! Wenn ich sie wer heute was studiert, ziehe ich meist die Augenbrauen hoch. Menschen, die einem nicht mal in die Augen schauen oder Grüßen können, geschweige denn von einem Bitte und Danke, studieren heute Business Management oder Medizin. Ich habe selber Abitur, habe es aber eingesehen, dass Schule nichts für mich ist und kein Studium in Frage kommt. Bei meinen Großeltern und Verwandten, Bekannten ein Schock: Was aber du hast Abitur du MUSST Studieren, sonst wird nie was aus dir! Habe mich für eine Ausbildung entschieden (übrigens ohne Bezahlung, keine 5 Monate im Jahr frei, usw.) und auch nie Beschwert.Wieso auch Lehrjahre sind keine Herrenjahre, außer man studiert ne? Dann ist man die Elite und sowieso zu was höheren Berufen. (;
Heute übe ich einen Job aus, bei dem ich es mir aussuchen kann WO ich arbeiten mag, einfach weil kein Azubi mehr Nachkommt, weil alle Studieren müssen. Ich kenne z.B. viele Handwerker, die sich eine Goldene Nase verdienen, weil
1: Es nicht mehr viele gibt, bzw ein akuter Mangel im Handwerk da ist.
2: Unsere (ich bin selber 22 Jahre alt.)Generation, nichts mehr bzw. wenig können und die selbst Angerufen werden, wenn die Birne (ja übertrieben dargestellt) von der Lampe kaputt ist. Aber ein Design Flyer erstellen das geht du! Dafür hätten sie dann bitte 1000,- Brutto im Monat.
Noch was zu den mindestens 800 Euro Bzw 1000 Euro wünschen:Jungs und Mädels es gibt sowas wie Steuern und Pflichtversicherungen, welche man bei einem Geldeingang über 450,- im Monat Versteuern muss! Rechnet euch mal aus was von 1000,- Brutto da übrig bleibt und Verlangt dann bitte 2500,-. Und ja man bekommt es zurück am Ende des Jahres hilft euch aber nicht für den Monat oder?
Ich habe der Verfasserin schon mal Recht gegeben zu ihrem Kommentar,dass dürft ihr bitte nicht falsch verstehen und es muss sich was ändern in Deutschland, aber wenn man dann sowas liest wie: Ich studiere Kommunikationswissenschaften und bin viel besser als z.B. ein Elektrikerazubi blabla kommt mir die Galle hoch. Wieso stellt ihr Studies euch auf so eine hohe Stufe?
In 10 Jahren verdient ein Schreiner mehr als ein Lehrer, wenn es jetzt nicht schon so weit ist und warum: Angebot und Nachfrage.
Punkt aus hoffe hier fühlt sich jetzt niemand auf den Schlips getreten.
Also grundsätzlich kann ich hier aus zwei Branchen berichten. Punkt 1: Gastronomie und Tourismus. Jaja, als Schüler einer 5-jährigen Tourismusschule ist man dazu verpflichtet, in den Ferien auch zu arbeiten. Ist eigentlich auch ganz lustig und man freut sich drauf – wäre da nicht die oben angesprochene Ausbeutung von jungen und motivierten Menschen. Es ist schlimm, was hier abgezogen wird. Erstes Praktikum knappe 300 € im Monat bis zum letzten wurden es 700. Warum man das macht? Weil man sonst nicht in die nächste Schulstufe aufsteigen darf. Dass man aber eigentlich die gleiche Arbeit verrichtet, wie ein ausgelernter Kellner / Koch versteckt man unter dem Tisch. Und noch was: je mehr Sterne das Hotel hatte, desto schlimmer wurde es mit den Arbeitsbedingungen. (es gibt garantiert auch Ausnahmen, da bin ich sicher!)
Problem daran: Kündigen ist nicht, weil in den Ferien eine neue Stelle zu finden gleicht einer Mammutaufgabe. Nun ja, Schule fertig, Matura mit Auszeichnung (ja auch ich lerne und arbeite wirklich gerne, auch mit wenig Bezahlung, aber den eigenen Horizont erweitere ich gerne und ich bin offen für Neues), also ab in die
zweite Branche: Eventbusiness. Ganz easy oder? Partys organisieren, da ein bisschen anrufen, ein wenig Künstler buchen und fertig. Nope. Not at all.
3 Monate KOSTENLOS gearbeitet, dem Wissen zuliebe. Weil ohne einschlägige Ausbildung oder Studium nach der Schule keine Chance. Okay, den Eltern sei Dank + der eigene Nebenverdienst machten auch diese 3 Monate einigermaßen lebenswert. Ergebnis? Gut bewährt und übernommen worden. Gehalt? Ein Wahnsinn. Einmal Praktikant, immer Praktikant. Volles Engagement gezeigt, viele Sachen neu durchdacht und angeregt zu überdenken, neue Produkte eingeführt,… Geld gab’s dafür keines extra. Immerhin ein Danke, ist ja auch was.
Mit März beginnt meine Stelle als Grafiker in einer Werbeagentur (ja, alles nebenberuflich selbst erlernt und meine eigene Firma gegründet – funktioniert gut, wenn man dran glaubt und neue Dinge ausprobiert)
Mein Fazit nach knapp 23 Jahren Lebensjahren und etlichen Praktika:
1) Keine Gratis-Arbeit mehr oder unterbezahlte Jobs. Geld ist nicht alles und Arbeit macht Spaß. Vorausgesetzt man erhält auch eine entsprechende Honorierung und Anerkennung. Das zählt nämlich auch für uns junge Menschen sehr.
2) Nehmt uns nicht unsere Begeisterung und Motivation!!!! JA, wir wollen arbeiten, kreativ sein, neue Dinge entwickeln und Innovationen vorantreiben. Aber bitte, nehmt uns nicht durch miese Arbeitsbedingungen, regime-ähnlichen Organisationsstrukturen und ausbeutenden Praktikantenverträgen unsere Arbeitsmotivation. Hier geht’s um unsere Zukunft und um eure – oder wer führt euer Unternehmen in ein paar Jahren weiter?
3) Kopf hoch. Auch ich hab mich durchgebissen und die Erfahrung gemacht, was es heißt, von 300 € im Monat leben zu müssen (da ist das Entgelt für die Mitarbeiterwohnung neben dem Hotel noch nicht abgezogen… und in diesem „Loch“ hätte ich dafür bezahlt werden müssen um dort zu nächtigen, während 400 m weiter geprotzt wurde bis zum Abwinken…). Ich bin glücklich, mir meinen Traum vom eigenen Unternehmen erfüllt zu haben (und es gut läuft^^). Auch auf meine Hauptanstellung als Grafiker freu ich mich. Die Bezahlung ist okay und die Aufgaben genau auf mich zugeschnitten. Also an alle jungen Menschen / Praktikanten da draußen: ihr seid nicht alleine! 🙂
Danke für Deinen Post!
JEDOCH:
Dank der neuen Mindestlohnregelung, seit 1.1. in Kraft gesetzt, hat sich das in Deutschland erledigt. Entweder ein unbezahltes Praktikum oder für den Mindestlohn. Fakt ist: kleine Agenturen werden sich ein bezahltes Praktikum nicht leisten können! Also sind wir wieder ganz am Anfang: Du darfst dein Talent hier beweisen, Du hast keine oder eine geringe Berufserfahrung. Ob der Aufwand (Zeit, Mühe, Materialien etc…) den wir als Agentur in Dich investieren werden auch die Kosten einspielt ist sehr fraglich (unser Risiko).
Ich bin gegen die Praktikanten-Billig-Hiwi Politik vieler Unternehmen. Aber Scheiße fliegt im Kreis und diese Agenturen bekommen Ihren Payback durch unzufriedene Kunden, schlecht gelaunte Kollegen und miese Reputation die durch EX-Praktikanten und Mitarbeitern die die Wahrheit nach aussen tragen werden.
Ziel eines Praktikums aus meiner Arbeitgebersicht ist ganz klar das Rekrutieren von Talenten. Ob ich das bezahlen kann steht auf einen anderem Blatt. „Praktikum“ heisst für mich erst einmal investieren von viel Zeit, Mühe und Geld. Auch ohne Endgeld.
Hey Christian! In Deutschland anscheinend ja, in Österreich leider nicht. Lg
Hi Christian, die neue Regelung trifft aber leider nicht auf Pflichtpraktika zu! Ein schönes Beispiel: Als Werkstudent bekomme ich 13€/pro Stunde (ich habe auch schon für 7€/pro Stunde gearbeitet, daher will ich über diesen Betrag nicht meckern). Das ergab bei 16 Wochenstunden neben dem Studium 832€ brutto. Bei einem Wechsel zum Pflichtpraktikum im selbigen Unternehmen hat sich das Ganze auf 700€ pro Monat (=4,38€ pro Stunde) reduziert! Mit manchen Unternehmen kann man da natürlich verhandeln aber speziell bei großen Medienunternehmen gibt es da keinen Spielraum zur Diskussion! Da lassen sie Praktikanten lieber ziehen, selbst wenn diese Top-Arbeit geleistet haben. Auf Grund der persönlichen Vita nimmt man den Job dann trotzdem „gerne“ (gezwungenermaßen) an und arbeitet deutlich mehr als vorher für deutlich weniger Geld! Und das Gehalt von 700€ ist tatsächlich noch sehr gut! Ich habe auch zahlreiche Kommilitonen die während dem Master einen 300€ – 400€ Praktika annehmen! Ohne finanzielle Unterstützung der Eltern geht da gar nichts mehr! Zumindest sind die freiwilligen Praktika jetzt einigermaßen gut bezahlt!
Du hast Recht, Praktikanten zu beschäftigen, heißt investieren – in der Theorie! Aber so läuft es in der Praxis leider nun mal in den allerseltesten Fällen. Welches wirtschaftlich orientierte Unternehmen stellt denn schon Praktikanten ein, weil sie so gute Menschen sind und den Nachwuchs anlernen will. In den allermeisten Firmen kommt ein Praktikant nach dem nächsten und ersetzt volle Stellen. Und das beste ist, dass diese sich gegenseitig einarbeiten und somit von unternehmerischer Seite rein GARNICHTS investiert, aber sehr viel profitiert wird. Und genau aus diesem Grund war der Mindestlohn in Deutschland mehr als überfällig. Aber das bringt den Österreichern auch nichts. Und auch nicht diejenigen, die Praktika im Ausland machen wollen.
Tatsächlich habe ich das Gefühl, dass es oft eher die kleineren Unternehmen sind, die bereit sind, ihre Praktikanten zu bezahlen und die großen, die von Bewerbungen sowieso überflutet werden, es nicht für nötig erachten. Die UN in Paris z.B. nimmt nur Praktikanten, die mindestens im Master studieren – Qualifikationen und Erfahrungen werden also vorausgesetzt, gezahlt wird aber kein einziger Cent. Die EU-Delegation in Kairo hat vor einiger Zeit auch mal mehrere Praktikantenstellen ausgeschrieben. Voraussetzung: mindestens MasterABSCHLUSS. Bezahlung: „we’re sorry we cannot afford any salary“ (Klar, ich arbeite gerne umsonst für euch, wo die EU doch so eine bedürftige Einrichtung ist. In Kairo findet man bestimmt ganz schnell einen Nebenjob in einer Kneipe, in der ich abends kellnern kann…) Für „Schnupperpraktika“ vor oder ganz am Anfang des Studiums sieht das ganze natürlich anders aus. Aber ich möchte mal gerne wissen, welchen prozentualen Anteil diese an der Gesamtzahl aller Praktika tatsächlich ausmachen – ich tippe mal auf unter 10 %!
Wo hier so oft jetzt der Mindestlohn angesprochen wurde: dieser gilt in Deutschland 1. – wie auch schon mehrmals erwähnt – nicht bei Pflichtpraktika UND 2. NUR bei Praktika, die länger als 3 Monate dauern. Also hat sich das Problem damit keinesfalls erledigt. Klar, man kann Pflichtpraktika als Teil der Ausbildung sehen. Trotzdem kann es ein vor riesige finanzielle Probleme stellen, wenn man gezwungen ist, seinen (bezahlten) Nebenjob für die Zeit aufzugeben. Was macht man denn, wenn man neben dem Studium 15-20 Stunden in der Woche arbeitet, um zu leben und dieser Verdienst plötzlich wegfällt, weil man laut Prüfungsordnung ein drei- bis sechsmonatiges Praktikum absolvieren muss, das dann nicht bezahlt wird?!
Ich glaube, dass das Problem mit den schlecht bezahlten Praktikas „hausgemacht“ ist.
Wo früher niedrig bezahlte Einstiegsjobs vorhanden waren, nimmt man jetzt schlecht bezahlte Praktikanten. Dadurch wird es schwieriger in dem Bereich als Einsteiger einen Job zu finden, da es nur Praktikumsstellen gibt.
Es ist ein Angebot- und Nachfrageproblem.
Würde niemand eine schlecht bezahlte Praktikantenstelle annehmen, würde die Praktikantenstelle entweder besser bezahlt, um jemanden zu finden, oder es würde eine Vollzeitstelle geschaffen.
Solange jeder im Medienbereich arbeiten möchte, weil es „cool“ ist, wird sich daran nichts ändern. Die „Coolness“ macht am Anfang die schlechte Bezahlung erträglich. Wenn man am Ende merkt, dass man von „Coolness“ nicht leben kann, ist es zu spät und man steckt in der „Generation Praktikum“ fest …
Also als Medizinstudent bekomme ich nach 5 Jahren Studium in den Praktika im 6. Jahr auch nur zwischen 0 und 600€. Und das bei meist deutlich über 40h. Da bist du doch mit 700€ nach nur 3 Jahren Studium gar nicht so schlecht dran.
http://www.hartmannbund.de/Zielgruppen/medizinstudenten/leistungen-stud/pj—wer-gibt-was/
Hey Alex! Der medizinische Sektor scheint da leider auch ziemlich krass zu sein.. Magst du mir vielleicht noch ein paar Fragen zu deiner Erfahrung mit Praktika beantworten? Praktikums-Situation aus Sicht eines Medizinstudenten quasi? Habe selbst übrigens nie 700€ bekommen, das waren nur Beispiele. Hab meistens auch zwischen 0-400€ verdient. In jedem Fall: Zu wenig- für JEDEN Praktikanten! Lg
LiebeR Smooshie,
ich will ja nich kleinlich sein, aber gute Ratschläge sollten vorher richtig durchgerechnet sein.
Der ORF zahlt für ein 40h-Praktikum 700€. Ich weiß ja nicht, was für Vorstellungen du von Finanzmathematik hast aber Fakt ist, das das kein Stundenloh von 17,50 € Tut mir leid, aber das ist einfach fernab jeglicher Realität.
Wenn es ein Verdienst von 700€ pro Woche oder eine Arbeitszeit von 40 Stunden im Monat wären, würde das stimmen, und niemand würde sich über so ein Praktikum beschweren.
Bei 40 Stunden / Woche sind es 8 Stunden / Tag macht bei 21 Arbeistagen im Monat also 168 Studen / Monat und das macht dann knapp 4,17€/Stunde. Das ist weniger als die Hälfte des Mindestlohns, der ab diesem Jarh in Deutschland eingeführt wurde.
Und das ist noch eine gut bezahlte Praktikastelle!
Hey Leute! Wir reden hier selbstverständlich von Beträgen, die PraktikantInnen PRO MONAT erhalten. Nicht pro Woche. Sprich in diesem Fall 40h-Woche -> 700 € im Monat. Und nochmal: Das bekommen die wenigsten! (War bei mir auch nicht der Fall). Lg
DU sprichst mir aus der Seele.
Danke dafür.
Es gehört echt was verändert.
Ich kann dir dahingehend nur zustimmen. Ich hatte Glück und kann mein Pflichtpraktikum von der Fachhochschule (6. Semester, Bachelor of Arts in Business) bei einer österreichischen Aktiengesellschaft absolvieren. Ich werde von diesem Unternehmen überdurchschnittlich fair bezahlt, sodass ich alle meine eigenen Kosten (Miete, Sprit, Zugtickets, etc) decken kann. Die Zusage für den Job habe ich übrigens völlig OHNE VITAMIN B bekommen, was ebenfalls leider immer seltener wird. Meistens hat man als Student in Österreich „ohne Kontakte“ zu Abteilungsleiter und Chefs leider keine Chance auf einen guten Praktikumsplatz.
Viele meiner Studienkolleginnen und Kollegen hatten leider weniger Glück und müssen sich mit teilweise 300-500€ brutto im Monat abfinden. Wir leben in der Generation Praktikum – deshalb Mindestlohn von 1000€ brutto für 38,5 Stunden einführen!!!
Liebe Elfie,
dein Text weist einige Argumente auf, die ziemlich tief blicken lassen.
Zuerst werden ehrgeizige Praktikanten, die sich beweisen wollen kritisiert, anschließend wird nach willensstarken Gewinnermenschen verlangt.
80 % von besagten 100 konnten eine einfache Rechenaufgabe nicht lösen bzw. hatten keine Vorstellung von der finanziellen Seite eines Auftrags.
600-800 Euro ist normales Praktikantengehalt, 400 sind dann gegen Ende doch noch legitim. Wie viel % sind 400 Euro von irgendeinem 6stelligen Betrag? Mein mathematisches Verständnis bringt mich da leider auch nicht weiter, ich verstehe das Verhältnis nicht.
Als Rechtfertigung gibt es ein paar Zeilen aus einem amerikanischen Film und am Ende gibst du dir selbst wieder Recht. Diese Logik weist ein paar dunkle Löcher auf, in denen wohl schon der eine oder andere dieser 100 verschwunden sein muss. Ich kenne nur diesen Text von dir und weiß nicht was für ein Mensch du bist, aber deine Antwort auf einen berechtigten Wutschrei zeigt, wie wenig du dich mit den Realitäten deiner Praktikanten wirklich beschäftigt hast.
Es tut mir leid, dass ich damit die Harmonie in den Kommentaren etwas gestört habe, aber das brannte mir auf den Fingerkuppen.
Du sprichst das Hauptproblem, die Wurzel und zugleich Loesung des ganzen Dilemmas schon an: Angst.
Jungen Menschen wird vom Anfang ihrer Schulzeit an eingeblaeut: „Du musst hart lernen und arbeiten, sonst bekommst du spaeter naemlich keinen Job!“ und wer ohne Job ist, der tut nichts anstaendiges.
Diese Angst ist es, die uns dazu bringt solcherlei Scheissjobs fuer ein solches Scheissgehalt zu machen.
Es ist die gleiche Angst, die die Generation vor uns so haeufig in Burn-Out und Schlimmeres treibt, die Angst vor dem Verlust eines imaginaeren, sozialen Status‘ als „hart arbeitender Buerger“.
Es ist nichts Schandhaftes daran, Angst zu haben, es ist schandhaft, Angst zu machen! Und alles was wir tun koennen um ein Stueck zu einem gesunden Verhaeltnis zu Arbeit, Lohn und Lebensqualitaet zurueckzukehren ist, aus diesem Kreis der Angst auszusteigen.
Tu einfach mal ein Jahr lang nichts, was mit deiner Karriere zu tun hat. Es gibt genug Moeglichkeiten das zu tun!
Ich persoenlich bin seit 5 Monaten in Europa unterwegs, habe all meinen Scheiss verkauft um mir einen Rucksack, ein Zelt und eine anstaendige Regenklamotte zu kaufen und erhalte mich ausschliesslich durch die Freundlichkeit von Fremden, entweder direkt durch Nahrung und Schlafplatz oder durch Strassenmusik.
Und das laeuft verdammt gut! Und bisher plane ich nicht, das in naher Zukunft enden zu lassen!
Das ist aber nur ein Weg, du kannst auch jederzeit volunteering work ueberall auf der Welt machen.
Natuerlich, das ist sogar weniger als ein Scheissgehalt, das ist ueberhaupt kein Gehalt. Aber 1. siehst du, wofuer du diese Arbeit machst (vorrausgesetzt es ist kein mieserables Projekt) und 2. wirst du feststellen, dass dir dein Scheissgehalt ploetzlich ueberhaupt nicht mehr fehlt und als endgueltige Konsequenz daraus wirst du feststellen, dass es keinen Grund gibt, sich zu fuerchten und somit auch keinen Grund, miese Jobbedingungen zu akzeptieren.
Du lernst, so selbstbewusst aufzutreten, deine Staerken so perfekt zu praesentieren (weil du sie wirklich kennen lernst), dass du garantiert einen Weg findest, dich selbst zu stuetzen!
Es ist absolut richtig und notwendig, dieses System der Praktikantenausbeutung zu kritisieren, aber der direkteste Weg, dem Ganzen einen Strich durch die Rechnung zu machen, ist Alternativen zu finden, die deine Zeit wirklich wert sind!
Tapfer bleiben!
Liebe Gruesse
Danny
Sehr cooler Beitrag! Es ist wirklich zu einem großen Teil die Angst die zu diesen Arbeits- und Praktikabedingungen führt. Wenn jeder mal das Gefühl hat nichts Wert zu sein, kann man leicht über den Tisch gezogen werden. Hab großen Respekt vor deinem Weg, auch wenn es sicher noch andere Wege gibt diesem Zustand selbstbewusst zu begegnen!
Alles verständlich und nachvollziehbar.
Dennoch… locker bleiben und durchatmen. Studienabsolventen waren vor ein paar Jahren noch im Schnitt 28 Jahre alt. Die „Sesselfurzer“ eingeschlossen.
„Einfach“ mal das Tempo rausnehmen. Einem Arbeitgeber ist eine gereifte Persönlichkeit Mitte / Ende 20 deutlich lieber, als ein jungfräulicher Studienabsolvent Anfang 20 welcher mit sich selbst noch nicht im Reinen ist und vielleicht noch nicht gefunden hat wonach er sucht (Was in dem Alter im Übrigen absolut normal ist – eine Verkürzung der Ausbildungszeiten hat nicht automatisch eine beschleunigte Persönlichkeitsentwicklung zur Folge!).
Hey Rob! Schöne Worte an eine Generation, die sich oft wohl wirklich ein bisschen zu sehr stresst. Manchmal echt schön, sowas zu hören. Danke dafür! Liebe Grüße
Gern.
Bis vor ein paar Jahren habe ich mich auch von solchen oder ähnlichen Dingen (mitunter stark) stressen lassen. Meist ist dies weniger eine Frage der Generation, sondern eben eine Frage des Alters und der oft damit verbundenen Erfahrung / Reife. Diese führt nämlich häufig zu Gelassenheit – nicht im Sinne von Bequemlichkeit, sondern im Sinne von „sich nicht unnötig verrückt machen lassen“.
Insbesondere nicht von Themen / Hypes welche teilweise durch die Medienlandschaft getrieben werden, dadurch Leute (in dem Fall Studenten) aufscheuchen / verunsichern, soweit bis die in den Medien vertretene Meinung zur Konvention oder Standard der Studenten wird und alle daran glauben. Ist ein wenig wie bei „Des Kaisers neue Kleider“. 🙂
Es nützt vor allem nichts, sich unnötig Stressen zu lassen. Ziele lassen sich dadurch nicht schneller erreichen. Natürlich, bis zu einem gewissen Grad ist eine gewisse Anspannung vorteilhaft und kann sich positiv auf die Konzentration bzw. die allgemeine Leistungsfähigkeit auswirken.
Doch ab einer gewissen Schwelle entsteht (negativer) Stress, welcher negative physische und psychische Auswirkungen haben kann. Somit wird man unterm Strich sogar langsamer.
Sollte irgendwo im Lebenslauf eine Lücke entstehen, oder etwas mehr Zeit verstreichen als es laut Konvention vermeintlich üblich ist, wird sich das im Personalauswahlgespräch später nahezu immer plausibel erklären lassen. Denn in den seltensten Fällen entstehen solche Lücken oder Zeitverzögerungen fahrlässig oder gar mutwillig.
Somit hat man meist einen guten, pausiblen Grund parat. Gründe erfinden, sich verstellen, würde nichts bringen. Das schadet nur der Authentizität. Und darauf kommt es an. Akzeptiert der potenzielle Arbeitgeber diesen Grund nicht, ist dieser möglicherweise auch gar nicht der richtige für einen selbst.
Spricht mir aus der Seele (und Erfahrung). Zeigt sich ja auch (zumindest ansatzweise) dadurch, dass in Deutschland nun doch wieder 13 Jahre fürs Abitur als angemessen gelten sollen. Die Schüler wussten eben ein Jahr früher nicht automatisch auch schneller, was sie lernen/studieren sollen. Reife braucht Zeit, das steckt schon im Wortzusammenhang!
Liebe Sinah,
dein Text hat mich sehr angeregt zum nachdenken, daher möchte ich diesen auch kommentieren.
Ich muss leider etwas ausholen, wie ich es geschafft habe.
Ich habe Mittlere Reife gemacht und mit 16 meine Ausbildung begonnen. Ich habe damals 850 DM (ja es waren noch DM Zeiten) bekommen. Ich habe mir damals keine Gedanken darüber gemacht, ob 850 DM meiner Arbeit entspricht. (Lag sicherlich auch an der Naivität meines Alters).
„Ich war stolz und zwar richtig stolz mein eigenes Geld zu verdienen.“
Irgendwann wollte ich mehr… da ich kein Studium vorweisen konnte, wie alle anderen, musste ich mich von der Masse abheben. Ich musste also besser sein.
Heute bin ich mitte 30 und habe sehr viele Auszubildende und Praktikanten in unterschiedlichsten Unternehmen eingelernt und begleitet. Meine persönliche Erfahrung, Praktikanten haben zwischen 600-800 EUR verdient (je nach Unternehmen) Ich muss ehrlich sagen, ich empfand diese Entlohnung als Fair, bis ich deinen Text gelesen habe und nachgedacht habe, ob es wirklich so ist.
Es geht los mit dem Bewerbungsgespräch um einen Praktikantenplatz, ich kann sagen, ich habe viele Gespräche geführt, ich schätze nahezu 100. Ich habe wirklich alle Typen an Menschen erlebt, kennen lernen dürfen und mit Ihnen arbeiten dürfen. In den Bewerbungsgesprächen stelle ich immer wieder fest, wenn ich die Frage stelle, kannst du mir im Kopf ausrechnen wieviel 2% von 100.000€ sind. Werden die Leute nervös, schauen mich fragend an, sagen mir, sie seien nicht vorbereitet. Das Ergebnis 8 von 10 Bewerbern (studierende Menschen) beantworten diese Frage falsch. Jetzt fragst du dich sicherlich, wozu stellt man jemanden diese Frage, ich habe ja Publizistik- und Kommunikationswissenschaft studiert. Ich kann es dir sagen, sowas musst du wissen, wenn du vielleicht mal einen Kunden hast, dem du ein Angebot, Rechnung etc. schreibst. Wenn du Gehaltsverhandlungen führst, wenn du über Honorare sprichst, wenn du vielleicht mal deine eigenen Firma hast, Freiberuflich arbeitest etc. Ich kann noch eins drauf setzen, ich habe Praktikanten gehabt, derer ich mich angenommen habe und Ihnen sehr viel Wissen vermittelt habe. Jedoch höre ich zwischendurch immer wieder…, dass will ich nicht machen, ich bin doch was besseres, für diese Arbeit bin ich zu gut, ich habe studiert, dass kann doch jemand anders machen. Ich will ein großes Projekt, ich will mehr…. Ich will wichtig sein. Ich will mit den großen Chefs dieser Welt networken.
Ich gebe dir einen guten Rat fürs Leben… wenn dir Arbeit wirklich Spaß macht, dann zeig es auch… und mach deine Arbeit gut… hebe dich von der Masse ab, in dem du dich traust den Mund auf zu machen, aber überlege dir deine Aussage gut und komm nicht mit Kommentaren… Ich habe studiert deswegen etc… dass will keiner hören und ist noch lange kein Grund, viel Geld zu verdienen. Überzeuge mit Leistung und guter Arbeit, Kreativität, Ehrgeiz und Willensstärke. Lerne dich selber kennen, was dir Spaß macht, was du willst, was deine Stärken sind und wohin du willst. Dein Verdienst mag dir im Moment wenig vor kommen, aber nutze diese Zeit, dich von der Masse abzuheben, viel zu lernen, dich auszuprobieren, dich zu verwirklichen. Dann sind 400€ vielleicht immer noch wenig, aber du hast einige Erfahrungen mehr. Damit du dein Leben irgendwann selber in die Hand nehmen kannst, glücklich bist und dir keine Gedanken um Geld machen musst. Ich kann dir sagen, dass wird dich langfristig weiter bringen und dein Gehalt erhöhen.
Ich habe es dadurch auch geschafft und verdiene heute im 6stelligen Bereich.
Liebe Elfie! Danke für deinen Kommentar. Es ist mir natürlich klar, dass es PraktikantInnen gibt, die sich für viele Arbeiten zu fein sind. Wenn du mich persönlich ansprichst, kann ich dir sagen, dass mir die Worte ‚Das mach ich nicht‘ nie über die Lippen gekommen sind und auch nicht werden. Vielleicht hast du meinen Artikel da ein bisschen missverstanden, weil ich auch nicht gesagt habe, dass ich mich aufgrund eines Studiums für etwas besseres halte. Aber ich bin sehr wohl der Meinung, dass man für geleistete Arbeit bezahlt werden muss. Zudem finde ich es unfair, dass viele Vorgesetzte pauschal davon auszugehen, dass PraktikantInnen ausschließlich (!) für die Drecksarbeit (im wahrsten Sinne: putzen, zusammenräumen, etc) zuständig sind. Da sehe ich den Ausbildungsaspekt einfach nicht. Ich kenne Unternehmen, da sieht der Praktikant nicht einmal ansatzweise was von den Arbeitsabläufen. Wenn du sagst, dass du dich immer um deine PraktikantInnen bemüht hast, trifft das auf dich aber wahrscheinlich nicht zu. Deine Worte sind zwar sehr anregend und sollten auch von jedem jungen Menschen gehört werden- aber vielleicht kann ich dir ja auch etwas mit auf den Weg geben: Es gibt sehr viele Menschen, die versuchen, sich von ihrer momentanen Lebenssituation weg zu entwickeln, die lernen möchten, unabhängig werden wollen, die motiviert sind und voller Eifer. Wenn man sich aber dann nicht einmal die Miete leisten kann, brauchen sich Unternehmen auch nicht wundern, wenn ihnen oft nur das faule Fallobst zufällt, sprich Praktis, die die Vergütung sowieso nicht nötig haben, weil sie komplett von der Familie o.ä finanziert werden. Das sind dann leider aber auch oft die Menschen, die eben auch keinen Fleiß mitbringen. Vielleicht entgehen einem als Unternehmen da auch wirklich gute Arbeitskräfte. P.s: ich spreche nicht von einem vollen Gehalt für PraktikantInnen. Aber zumindest so viel, dass man anfangen kann, sich selbst zu erhalten. Lg!
Liebe Sinah,
Der ORF zahlt für ein 40h-Praktikum 700€. Ich weiß ja nicht, was für Vorstellungen du von durchschnittlichen Stundenlöhnen hast, aber Fakt ist, dass 17,50€/h die meisten Menschen in ihrem ganzen Leben nicht verdienen. Und dir ist das als Stundenlohn für ein Praktikum (in welchem du zumindest Anfangs noch nicht mal deine volle Arbeitskraft zur Verfügung stellen kannst) zu wenig? Tut mir leid, aber das ist einfach fernab jeglicher Realität.
Bedenke einfach immer: Das Leben ist kein Ponyhof! Beiß einfach in den sauren Apfel und finde Wege, um von dem, was du hast, zu leben. Oder geh für eine Zeit lang ins Ausland, als Au-Pair oder für Work&Travel. Es kann und wird dir nicht schaden, sondern dich vor eine ungemein große Herausforderung stellen – die aber wiederum mit wertvoller, nicht käuflicher Lebenserfahrung belohnt wird. Und solche Skills werden von vielen Headhuntern bei der Rekrutierung neuen Personals höher gewichtet wird als irgendwelche Praktikas, in denen man ja – wie du selbst sagtest – oftmals eh nur Papier von Raum zu Raum schubst oder Kaffee kocht.
LG 🙂
Hey. Ich möchte nochmal betonen, dass der ORF einige Praktikastellen mit 700 € / Monat vergütet, das aber, wie gesagt, schon relativ gut bezahlt ist. Die meisten Praktikas (ich spreche jetzt mal den Medienbereich an, ist aber, wie sich gezeigt hat, in sehr vielen Bereichen ähnlich) werden mit 200-400 € im Monat vergütet. Inwiefern ist das realistisch für 40 h Arbeit/Woche? Lg
@Smoohie: Ich denke, da hast du was verkehrt verstanden. 😉
Ich gehe davon aus, dass es sich um 40 Wochenstunden, also 160 Monatsstunden handelt. Dann sind es nämlich keine (700/40=) 17,5 Euro / Stunde mehr, sondern (700/160=) 4,37 Euro.
Smooshie….
700€ für 40h heißt 700€ im Monat für 40 Wochenstunden!
Macht somit einen Stundenlohn von etwas über 4€!
Liebe Sinah,
da stimme ich dir zu. Es geht vor allem darum das Grundsätzliche finanzieren zu können. Ich hatte auch das Glück die Wohnung von meinen Eltern finanziert zu bekommen. Hier in Hamburg ist das eine riesige Erleichterung. Trotzdem hatte ich irgendwo immer dieses schlechte Gewissen und das Gefühl schnell mit meinem Studium fertig werden zu müssen, um meinen Eltern nicht mehr auf der Tasche zu liegen. Obwohl sie mir nie Anlass dazu gegeben haben.Die Jahre von 19 bis 23 (während ich meinen Bachelor machte) war ich davon getrieben einen Job zu finden, der mich über Wasser halten kann und mit dem ich in der Lage war meinen Kredit zurückzuzahlen. Der Jobeinstieg war tierisch schwierig. Trotz guter Ausbildung diverser Praktikas und einem Trainee haben mir die Unternehmen nur wieder ein Weiteres Praktikum zum Einstieg angeboten. Gute Leistung für wenig Geld. Das waren die Erfahrungen die ich gemacht habe. Viel Druck in so jungen Jahren. Von „Selbstfindung“ war keine Rede.
Liebe Elfie,
hier muss ich leider auch einmal etwas dazu sagen. Natürlich gibt es Personen, die Arbeit verweigern, um die geht es hier jedoch nicht.
Ich unterstelle hier einmal, dass die meisten Studenten etwas lernen wollen. Dies ist das Ziel eines Praktikums und wenn dann dort ein Praktikant nach einem größerem Projekt fragt, könnte dies auch damit zusammenhängen, dass er mit seinen bisherigen Aufgaben nicht ausgelastet ist, weil er beispielsweise nur Arbeiten des Alltagsgeschäfts macht. Hier darf man nicht vergessen, dass Praktikanten nicht nur dafür da sind den Alltagskram abzuarbeiten, sie sind da um etwas zu lernen und wenn dann schon das Gehalt nicht stimmt, sollten sie wenigstens die Möglichkeit bekommen Aufgaben zu übernehmen oder Dinge zu erlernen, die sie interesseren.
Und auch wenn ein Student noch nicht alles kann, sollte er doch wenigstens so viel Geld verdienen, dass er damit eigenständig leben kann, denn bei einer 40 Stunden Woche bleiben maximal noch 16 Stunden am Wochenende, an denen „echtes“ Geld verdient werden kann. Und wie bereits Sinah geschrieben hat, es geht dabei nicht darum, dass die Unternehmen kein Geld haben, sie schätzen meiner Meinung nach die Arbeit der Praktikanten/Trainees etc. nicht Wert. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Arbeiten, welche von Praktikanten ausgeführt werden, eben auch Tätigkeiten darstellen, die anfallen und erledigt werden müssen. Die Unternehmen holen sich jedoch unter dem Deckmantel „Praktikant/Trainee“ billige Arbeitskräfte ins Haus und beschweren sich dann am Ende noch, dass diese ihren Mund aufmachen und sagen: „Ich will ein großes Projekt, ich will mehr [als nur der Depp vom Dienst sein und den Alltagspapierkram hier wegschaffen].“
PS: Sinah, danke für den Text, trifft genau meinen Nerv!
Ich lese hier immer nur Praktikant, Praktikant, Praktikant. Aber nennen wir es doch mal beim Namen: Nachdem sich ein guter Praktikant 2 Jahre eingearbeitet hat, ist er kein Lernender mehr, sondern Arbeitskraft.
Kein Mensch diskutiert mit einer Putzfrau herum, sondern zahlt die 10 € die Stunde. „Weil es das wert ist“. Die Putzfrau hat in der Regel nicht studiert. Hat sich nicht stundenlang in das derzeitige Projekt eingearbeitet, hat nicht die Kundenpräsentation aufgehübscht, stundenlang nach guten Dienstleistern recherchiert oder dem Geschäftsführer seinen Urlaub nach Dubai gebucht, mit dem Fensterplatz und der extra Beinfreiheit.
Und wie sieht es denn aus, wenn der „Praktikant“ sich also 6 Monate für seine 700 Euro gut angestellt hat und man ihn behalten möchte? Dann gibt es erstmal ein Mitarbeitergespräch zum neuen Gehalt. Und wenn man sich dann redlich mit Tarifen auseinandergesetzt hat und nach dem Gehalt recherchiert hat, den man erwarten kann, heisst es „WAS? Das wäre ja eine Gehaltserhöhung über 80 %? Neeneenee Kleines, das geht doch nicht. Wir machen erstmal 100 Euro Brutto mehr. In einem halben Jahr sehen wir uns wieder. Vielen Dank für alles, wir sind wirklich froh, dich hierzuhaben“.
Liebe Elfie, ich wäre wirklich gespannt auf deine Gehaltssprünge kurz nach dem Praktikum. Vielleicht hast du ja Tips, wie ich mit meinen 27 Jahren vielleicht endlich auf ein Gehalt komme, was mir eine sorglose Zukunft und die Möglichkeit auf Kinder und vielleicht sogar einen Hund und ein Pony beschert?
Hörst dir anscheinend gerne selbst zu.Ekelhaft sowas.
Einen Personalverantwortlichen, der Bewerbern unsinnige Mathe-Partyspielfragen stellt, statt ihre Qualifikation zu ermitteln, sollte ein auf Gewinn hin arbeitendes Unternehmen entlassen. Vielleicht mit Sozialplan für eine Frühverrentung, da scheint ja das vorgerückte Lebensalter einiges zu behindern. Vielleicht fehlte dem Kommentator aber auch schon immer die Fähigkeit, Geisteswissenschaftler fachlich zu beurteilen. Weiterbildung hätte in diesem Fall nicht geschmerzt, vielleicht mit einem Praktikum?
@passant: ist das dein Ernst? 2% von 100.000 zu berechnen ist doch keine „unsinnige Mathe partyspielfrage“, das ist absolut grundlegende Kindergarten-„Mathematik“. Nur weil man im Medienbereich arbeiten will, heißt das doch nicht gleich, dass man jegliche grundlegende Rechenleistung verweigern kann. Man muss doch in der Lage sein simpelste Rechnungen durchführen zu können, um vernünftige Abschätzungen im Berufsalltag machen zu können. Egal ob nun „Geisteswissenschaft“. Mit der Ausrede „ich bin mehr so der Kreative“ kommt man in der Realität nicht weit, so einfach ist das.
Ich habe volles Verständnis dafür, dass Filmen nicht für Praktikanten zahlen wollen. Praktikanten müssen eingewiesen werden, betreut werden, machen Sachen kaputt und deren Arbeiten darf dann ein Angestellter mit Erfahrung wiederholen…
Das Ding ist: wenn man wirklich gut ist in dem Bereich, dann bewirbt man sich auf eine nornale Stelle mit normalem Gehalt und fertig. Und wer sich auf ein Praktikum bewirbt, was unterbezahlt ist und mit „dem Sammeln von toller Erfahrung“ wirbt, der kann sich nicht beklagen. Es ist ja nicht so, als würde die schlechte Bezahlung erst nach dem Praktikum offenbart werden…
Und wenn man „Elfies“ Grammatik- und Rechtschreibfehler zählt, muss man zu dem Schluss kommen, dass sie als Aushilfe in einem Supermarktlager arbeitet. Der Kommentar wird also ein tagträumerischer Fake sein. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass jemand mit dermaßen rudimentären Ausdrucksmöglichkeiten irgendwo Personalverantwortung hat.
Unsinniger Kommentar!
Der Artikel spricht mir aus der Seele – nur dass ich heuer schon 25 werde.
Die Chefsessel-Furzer haben mich äußerst amüsiert! 🙂